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Wovon träumt Gustav Seibt nachts?


Es hat ja schon länger den Anschein als würde herzinnigste Lobdudelei auf den herzigen preussischen Staat eine Aufnahmebedingung für das Feuilleton der SZ sein. Schön auch dass der inoffizielle Vorsitzende dieses Fanclubs, Gustav Seibt, nun unter dem Titel "Ciao Peppone!" (Sz, vom 17.4.2008) mal über den Tellerrand guckt. Wie unbeirrt von Fakten und in völliger Ignoranz er das tut, ist allerdings eine Steilvorlage, die ich mir nun nicht entgehen lassen kann:

Seibts These ist, dass nahezu die gesamte italienische Nachkriegskultur unter der Hegemonie des italienischen Kommunismus entstanden ist. Wenn man nun nicht, wie Seibt das tut, den italienischen Kommunismus mit der kommunistischen Partei, bzw. deren Teilnachfolgerin, der Rifondazione comunista gleichsetzen würde, eine durchaus zutreffende wenngleich übertriebene These. So gibt es durchaus einige Beiträger zur italienischen Kultur die keine Kommunisten waren. Um beim Film zu bleiben seien Roberto Rossellini und Michelangelo Antonioni genannt. Aber auch der von Seibt in der Unterüberschrift Pasolini ist eher ein schlechtes Beispiel. Pasolini war bis in die 60er Jahre hinein Mitglied des PCI, wurde dann aber ausgeschlossen (nicht zuletzt aufgrund seiner Homosexualität) und war spätestens in den 70er Jahren überzeugt, eine Erneuerung Italiens sei am ehesten von den Linkskatholiken zu erwarten.

Doch gehen wir den Text durch: "Die Republik wurde noch von den beiden Hauptparteien [...] gegründet: von der Democrazia Cristiana [...] und von der Kommunistischen Partei [...]. Beide fochten für das Ende der Monarchie [...]." Wie Seibt hier das Referendum von 1946 übergeht, in dem große Teile der (katholischen) Konservativen FÜR die Beibehaltung der Monarchie (die während des Faschismus nicht abgeschafft worden war und alle Entscheidungen Mussolinis mittrug), ist beeindruckend. Die Kommunisten wurden in dem Referendum von 1946 zum Hauptträger der italienischen Republik (das ist nicht meine Privatmeinung - auch Klaus Wagenbach hat das anlässlich eines Symposiums zu Alberto Moravia nochmal betont). Diese republikanische Selbstverpflichtung der Kommunisten unter Togliatti war übrigens einer der Punkte des Zerwürfnisses zwischen PCI und der Neuen Linken, die bei Seibt erst gar nicht auftaucht.

Roberto Rosselini übrigens, den Seibt in dem Satz "Der Neorealismus in Film und Literatur, die tragischen Schwarzweiß-Epiphanien Rossellinis oder De Sicas..." ebenfalls dieser "kommunistischen Kultur zuzurechen scheint, dürfte mit seiner Zuschreibung des Faschismus an die Deutschen als habe es den italienischen Faschismus und seine in Teilen noch über die deutsche hinausgehende Rassenpolitik nie gegeben, eher als linker national-patriotischer Regisseur zu behandeln sein.



Aber Kultur ist Kultur und die ist bei Seibt kommunistisch. Die Fabrikarbeit der 70er Jahre bestand denn auch vor allem in dem, "idealistische[n] Versuch, die Kultur zu den arbeitenden Massen zu bringen, also mit Opern in den Fabrikhallen die klassische Hochkultur aus dem bürgerlichen Klassenghetto zu befreien." Gerade die Fabrikagitation, die - das sei bemerkt - weitgehend von den Gruppierungen der Neuen Linken wie Potere Operaio und Lotta Continua und anderen ausging, bediente sich für die 70er Jahre modernster Mittel der Popkultur wie Lieder, Filme, Happenings, Versuche eigener Geschichtsschreibung und eigener Untersuchungen der Lage (der Arbeiteruntersuchungen). Alles dies fand in deutlichster Abgrenzung von den Kommunisten des PCI statt.

Anlass des Artikels von Seibt ist der Untergang des italienischen Kommunismus, der zu einer "Vereinfachung und Klärung des italienischen Parteiensystems um zwei antagonistische Pole" führe, die "dem Land nur gut tun" kann. Wenn man nun kurz dran denkt, dass einer dieser Blöcke aus Berlusconi und Fini besteht sollte einem da schon die Galle hochkommen. Seibt erhebt das rassistische Gepöbel zweier notorischer Fäkalfetischsten ebenso zur Politik wie den eierkratzenden Chauvinismus mit dem Berlusconi unlängst einer jungen Frau empfahl, doch einfach reich zu heiraten. Dass Berlusconi derjenige ist, der während seiner letzten Amtszeit zugleich den mehrfachen ungestraften Rückfall der italienischen Sicherheitskräfte in Verhaltensweisen des faschistischen Squadrismus nachdrücklich lobte und die größte Auswanderungswelle italienischer Intellektueller seit den Repressionen der 80er Jahre auslöste, macht Seibts Kommentare noch unappetitlicher. Für Seibt ist italienische Kultur offenbar ein unterschiedsloser kommunistischer Brei, dem lediglich ästhetischer Wert zukommt.

Dass der italienische Kommunismus und wohl nahezu die gesamte Linke seit langem auf dem besten Wege ist, am eigenen Muff zu ersticken und Kommunismus in Italien meist das Grauen von "Bandiera rossa" als Blasmusik auf dem Dorfplatz heisst, ist richtig, aber kaum das worüber Seibt schreibt und wäre wohl auch mal einen Artikel wert.

orcival 17. April 2008 (0 Shpiel) diese Welt macht mich kotzen
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