Ende August war im Arsenal Sichtung angesagt für das von der Bundeskulturstiftung angeregte und geförderte Projekt Work in Progress. Es galt bundesweit ca 40 Programme mit Filmen zum Thema Arbeit zusammenzustellen.
Die Eröffnung durch eine Abgesandte der besagten Kulturstifung geriet erwartungsgemäss unerträglich, auch wenn die konkrete Art der Phrasendrescherei (Zitat: "die Gegenwart ist immer die Zukunft der Vergangenheit") ob ihrer Unverblümtheit erstaunte.
Bei den Filmen kannte man vieles schon: etwa den so gern gezeigten wie langatmigen "John and Jane" von Ashim Ahluwalia.
Echtes Herzblut pochte bei mir da schon eher, als es daran ging Helke Sanders "Eine Prämie für Irene" und Cristina Perinciolis Film von 1971 "Für Frauen - 1. Kapitel" zu sehen. Beide Filme waren erstaunlich und erfreulich gut gealtert und haben sich viel von der kraftvollen Direktheit bewahrt. Da Perinciolis Film in Anwesenheit der Regisseurin und einer der Protagonistinnen gezeigt wurde, hinterliess "Für Frauen - 1. Kapitel" natürlich den bleibenderen Eindruck, aber diese beiden Filme und auch der DGB Werbefilm von Rudolf Kipp "Angestellte in unserer Zeit" führte mal wieder vor Augen wie spannend und unterhaltsam politische Filme seien können.
Auch Hans Herbots Film "Verlengd Weekend " über zwei Arbeiter, die charmant dilettantisch ihren Chef kidnappen, um lohnende Abfindungen für die Beschäftigten ihrer Fabrik zu erpressen, wusste - nicht zuletzt dank der beiden Protagonisten Jan Decleir (den man hierzulande maximal noch aus dem auch etwas untergegangenen "Karakter" kennt und Wouter Hendrickx) zu begeistern. Besonders, weil der Film die Kurve vor der Sozialromantik doch noch kriegt und die beiden Verzweiflungs-kidnapper scheitern und so eben die Hoffnungslosigkeit eines Kampfes zeigen, der mit den falschen Mitteln kämpft. Steht zu hoffen, dass der Film bald mal regulär in die deutschen Kinos kommt.
Warum schrieb ich gerade jetzt darüber? Nun weil unterdessen die Gewinner des Wettbewerbs feststehen und man sich in Berlin auf 7 (in Worten: sieben) Reihen zum Thema Arbeit freuen darf. Jawoll!
orcival
17. Dezember 2006
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