"Jagdhunde" ist der Debütfilm und gleichzeitig Abschlussfilm der HFF Regiestudentin Ann-Kristin Reyels. Grob umreissen lässt sich "Jagdhunde" mit der Aussage, Josef Hader nach Brandenburg verpflanzt zu haben.
Dass dieser Ansatz mehr bedeutet als einen komödienerprobten Schauspieler (eben Hader) in ein ungewohntes Umfeld (Brandenburg) zu versetzen wird schon in den ersten Szenen klar.
Lars und sein Vater Henrik leben seit der Trennung des Vaters von Lars Mutter nicht mehr in Berlin sondern in der Uckermark. Folgerichtig werden sie denn auch von den Dorfbewohnern gemieden und keiner spricht ein Wort mit ihnen. Das allerdings hält die beiden nicht davon ab, angesichts bevorstehender Weihnachten alle einzuladen, mit ihnen zu feiern.
Lars verliebt sich in die taubstumme Tochter des örtlichen Kneipenbesitzers, Marie, was in einer wunderbar skurillen Szene mit Seniorentischtennis kulminiert, die als Variation von Kennenlern- und Annäherungsszenen von Reyels Gespür für den Humor von Situationen zeugt.
Eigentlich sollte Lars zu Weihnachten nach Berlin zu seiner Mutter fahren, was Henrik gleichzeitig fest eingeplant hatte als Zeit für ein Stelldichein mit Lars Tante, aber Marie ist für Lars Grund genug, diese Abreise solange hinauszuschieben bis seine Mutter schliesslich mit ihrer neuen Flamme vor der Tür steht und so den schiefen Haussegen zu Weihnachten garantiert.
Reyels Film stellt mit ihren ästhetischen bis selbstverliebten Bildern und ihren skurill-absurden Situationen eine Art Kreuzung zwischen österreichischen Komödien mit Simon Schwartz oder eben Josef Hader á la "Crash Test Dummies" oder gar dem Klassiker "Indien" auf der einen Seite und Elementen dessen was derzeit als "Berliner Schule" die Feuilletons durchkreucht.
Nun ist es schwer das Wort von der "Berliner Schule" im Munde zu führen ohne zumindest zu umreissen, was mein Verständnis derselben ist; grob liesse sich diese also umreissen mit einer Spannweite von eher nüchternen Alltagsstudien wie Henner Wincklers "Lucy" oder "Klassenfahrt" vom selben Regiesseur und einer zu pathetisch-belangloser Problemwaterei neigenden Richtung für dich ich solch Filme wie Andreas Dresens (buuuuuhhhh!!!!) "Wittenbrock" oder Ulrich Köhlers "Montags kommen die Fenster" anführen würde.
Trotz dieses Versuches einer - wenngleich groben Definition - denke ich, dass das Phänomen "Berliner Schule" eigentlich ausreichend umrissen ist, mit dem Hinweis das alle Filme die Tendenz zu einem sich realistisch gebenden Naturalismus ist, der im eigentlichen Sinne nicht sehr viel mehr ist, als Fernsehfilmerei.
Die Tatsache, dass ein Gros der Filme der "Berliner Schule" unter der Fittiche des Kleinen Fernsehspiels der ZDF entstanden, scheint mir ein weiterer Hinweis darauf zu sein, dass es sich im Grunde um ein Revival des Fernsehspiels handelt.
Womit wir wieder zu "Jagdhunde" zurückzukehren können: Reyels Film leidet ein wenig unter dem Problem, dass der Film, sobald das Familienthema in den Vordergrund rückt, auf schmalem Grat zu einer Art "Jenseits der Stille revistited" balanciert und zudem das Ende dermassen unbefriedigend vergurkt ist, dass obgleich der Film vielversprechend begann, er einen doch mit dem Eindruck das Kino verlassen lässt, man hätte sich für diesen Film durchaus bis zur (dank ZDF Beteiligung gesicherten) TV-Verwertung gedulden können.
orcival
12. Februar 2007
(2 Shpiels)
gefangen in Bildern der Kamera
... your shpiel!
... link
... link
von willenbrock war ich glaub ich einfach nur enttäuscht, weil ich das anders erwartet habe. dresens bester neuerer film dürfte es wohl trotzdem sein.
insgesamt nervt mich aber vor allem diese art nabelschau, die in vielen filmen der bs die konstruktion eines plots ersetzt.
das hat was von einer art neo- oder sozialem realismus ohne problem.
... link
... shpiel