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Hal Hartley: "Fay Grim"
Hal Hartleys neuer Film "Fay Grim" ist ein kleines Meisterwerk, das die Frage klärt wie Spionagefilme wirklich funktionieren.

Fay, ist alleinerziehende Mutter, Schwester des Avantgarde-Schriftstellers Simon Grim und (Noch-)Ehefrau des undurchschaubaren Henry Fool (!). In Fays eigenene Worten klingt das so: "I'm single, sort of..."
Eines Tages taucht dann CIA-Special Agent Fullbright bei ihr auf und bringt sie mit mehreren Halbwahrheiten dazu, im Auftrag der CIA nach Paris zu fahren, um dort einige Bücher mit Aufzeichnungen von Henry in Empfang zu nehmen.
In Paris stellt sich heraus, dass die Bücher, die alle bisher als eine Art literarischen Amoklauf gelesen hatten, in den Augen diverser Geheimdienste eine verschlüsselte Auflistung so ziemlich aller jeweils interessanten Geheimnisse darstellen.
Spätestens nun ist Fay aus dem Kuddelmuddel ihres Alltagslebens in das Wirrwarr geheimdienstlicher Beziehungen hinübergeschliddert.



Hartley überspitzt im Grunde genommen lediglich jene Elemente, die jeden zweiten kolportagehaften Spionagefilm ausmachen. Ein Text, der nur wirr aussieht, aber angeblich verschlüsselt wurde; weil er für ein verschlüsseltes Geheimdossier gehalten wird, werden zur Verwirrung unzählige Fälschungen, Übersetzungen von Fälschungen und Rückübersetzungen von gefälschten Übersetzungen echter Teile der Dossiers angefertigt bis niemand mehr weiss, ob der Text ein Geheimdossier ist oder nicht und welche Version das Original darstellt.

Weil die Arbeit von Geheimdiensten aber nun mal darin besteht zu handeln, wursteln alle vor sich hin, lassen Geheimpläne anlaufen und keiner versteht mehr, worum es geht und wer wer ist.



Soweit ist "Fay Grim" eine gelungene Spionagefilmparodie, die wie viele Parodien gegen Schluss, wenn die Handlungsfäden zusammengeführt und zu einem Ende verknotet werden müssen, beinahe doch noch in einen handfesten ernsthaften Vertreter des Genres umschlägt.

Auf der anderen Seite zieht Hartley über die gesamte Länge des Films eine Art zweiten Boden ein, der darin besteht, dass alle Akteure nur noch in zynischer Weise in der Lage sind, die Gründe ihres Tuns zu rechtfertigen. Dass sie Utilitaristen im Gewande von Idealisten sind.

An einigen dieser Stellen wird unklar, ob Hartley mit "Fay Grim" nicht mindestens genauso eine politische Standortbestimmung vornimmt, wie er eine gelungene Parodie dreht; und es sind eben diese Stellen, deren offensichtliche Politisiertheit gerade eine Analyse des Spionagefilm und seiner politischen Implikationen darstellt, die Parodie also zur Analyse wird.

orcival 14. Februar 2007 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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