Antonio Banderas: El Camino de los Ingleses
[internationaler Titel: Summer Rain]
Ich wollte diesen Film nicht sehen. Ich hab ihn aber doch gesehen. Leider.
Manchmal passiert es während der Berlinale einfach, dass man plötzlich eine Lücke im Programm hat, und weil die Zeit nicht zum Kinowechsel reicht und der Kontakt mit der Welt dort draussen, wo dieses komische Licht ist, eher verwirrt bleibt man dann als Schuster bei seinen Leisten - in diesem Fall im Kino - und guckt inmitten von "AAnnnnnttttooooonnnniioooooooooooooooooooooo" kreischenden Fanatikerinnen den neuen Film von Antonio Banderas (als "Regiesseur").
Miguel kommt nach einer Operation bei der ihm eine Niere entfernt wurde aus dem Krankenhaus und erlebt mit seinen Freunden einen einzigartigen Sommer. Das ist im grossen ganzen der Plot. Was der Film also hätte werden können ist einer dieser Filme über eine bestimmte Zeit, mit der man ein Gefühl verbindet, das danach weg war. Kennt man, kommen meist keine guten Filme bei raus, aber "Garden State" etwa konnte daraus immerhin gutes Popcornkino machen.
Banderas schwafelt vorher von Träumen und schon da weiss man eigentlich, dass er den Film vergurkt hat. Popcorn + vermeintlicher Anspruch = Kitsch.
Grob eingeteilt zerfällt der Film in zwei Teile: die ersten vierzig-fünfzig Minuten gehören dem Rudelfick, der nur unterbrochen wird, um ein paar homophobe Schrüchlein einzustreuen, damit Banderas behaupten kann, er hätte einen Film übers "Mannsein" gedreht. In diesem Teil wird die heterosexuelle Matrix in genormter Vulgarität ins Bild gesetzt das man irgendwann nur noch lachen kann.
Das wiederum ist ein guter Einstieg in Teil 2, denn nun wirds zu allem Überfluss auch noch dramatisch. Miguel will nämlich Poet werden. Und was tut ein Poet, den sich Antonio Banderas ausgedacht hat? Er terrorisiert seine Umwelt durch krampfhaftes Abspulen von Dante Zitaten. Man wünschte sich, dass es der Trend zum Zweitbuch in das Drehbuch des Films geschafft hätte. Dieses vollkommmen unmotivierte Absondern von Dantezitaten führt bisweilen zu Szenen, die wirklich gut wären, wären sie denn beabsichtigt. Sie sind es nicht.
Und wie der "Plot" nichts taugt, so ist auch die Bildsprache von einer affektierten Exaltiertheit, die an Almodovar ohne Talent gemahnt. Man muss wohl Fan sein, um diesen Film ertragen zu können...
PS: Die Stills sind nicht so schlimm wie der Film.
orcival
16. Februar 2007
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gefangen in Bildern der Kamera
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