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Kihachi Okamoto: Nikudan


Da es sonst schwer geworden sein dürfte, den Film in näherer Zeit noch mal zu sehen zu kriegen, beschloss ich mich also schniefend und hustend gestern ins Arsenal zu begeben, um Kihachi Okamotos "Nikudan" ("Human bullet") zu sehen.
Um das vorweg zu nehmen: ich fand den Film insgesamt eher zwiespältig.

"Nikudan" erzählt in teilweise durchaus als drastischen, skurillen Episoden den Einsatz eines japanischen Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges als "Lebende Bombe". Dabei stellt Okamoto die Ehrfurcht, die der Soldat, der insgesamt eher in die Kategorie armes Würstchen fällt und dessen Ausbildung vorrangig aus den damit verbundenen Hänseleien und Schikanen bestand, erntet sobald die Menschen von seiner "Mission" erfahren mit der vollkommenen offensichtlichen Sinnfreiheit des Einsatzes gegenüber.

So rennt der Protagonist erst als "Training" minutenlang mit einer sandgefüllten Dummy-Kiste durch die Dünen, um schliesslich dazu abkommandiert zu werden, in einem Fass an einen Torpedo gebunden und auf dem Meer ausgesetzt auf eventuelle feindliche Schiffe zu warten.

Als anti-patriotische Polemik funktioniert der Film erwartungsgemäss durchaus gut und in einigen Elementen gelingen Okamoto auch durchaus originelle Szenen. Dagegen stehen jedoch Szenen wie jene, in der der Protagonist durch das örtliche Bordellviertel irrt, auf der Suche nach einer Prostituierten mit der er sein "erstes Mal" erleben will und durch die aus den Fenster schauenden Prostituierten überall an die Schreckgespinste aus den Erzählungen seiner Kumpanen erinnert fühlt. Das soll lustig sein ist es aber nicht. Im Gegenteil wirken diese und jene andere Szene in der - in einen Mythos verbrämt - sich am Strand eine Art Massenvergewaltigung abspielt, einfach nur geschmacklos und ungebrochen chauvinistisch.

Dazu ist der Film insgesamt in seiner Episodenhaftigkeit zu unkonzentriertund wirkt dadurch trotz seiner vergleichsweise kurzen 116 Minuten zu lang.

Sehenswert ist "Nikudan" für dessen Produktion sich Okamoto Urlaub von seiner Arbeit mit der Produktionsgesellschaft Toho nahm und dessen Produktion er nur mit Mühen selbst finanziert hat. Wie sehr Okamoto in dem Film eigene Erlebnisse verarbeitet hat, zeigt sich in zahlreichen Details des Films angefangen beim Alter des Protagonisten, das dem Okamotos im August 1945 entspricht.



Hier findet man ausserdem ein Interview, das Peter High 1977 mit Okamoto führte.

orcival 13. März 2007 (4 Shpiels) gefangen in Bildern der Kamera
  ... your shpiel! ... link


 
Die Kritik geht zu weit ....
Well, da ich im vorhinein doch recht viel für Nikudan getrommelt habe, fühle ich mich genötigt, hier einen kurzen Kommentar zu hinterlassen - zudem ersiehste daraus, was dir sonst noch so blühen könnte:
Wie schon gesagt, ich teile deine Gesamteinschätzung des Films in etwa und der Tendenz nach, würde aber hinzufügen wollen, dass ich den gern noch mal in Ruhe sehen würde und davon ausginge, dass er mir dann bwesentlich besser gefallen würde ... insofern ist das mal wieder einer der Fälle, in denen man die Grenzen der 'Kinosituation' vor Augen geführt bekommt: Der Film ist schnell vorbei, man kann nicht zurückspulen und weiß im nachinein nicht mehr so recht, was man gesehen hat und was es bedeutet haben könnte ... naja, und dann ist das Bild nicht das beste und auch noch 4:3. Aber egal ...
Und doch nicht egal, und damit kurz zu deinen beiden Hauptkritikpunkten:
Inwiefern da eine Art Massenvergewaltigung zu sehen war - und ich habe erstmal keine gesehen -, entzieht sich meiner Beurteilungskraft. Ich habe die Szene mit der Horde junger Männer mit Stockschwertern oder so und den Sanitäterinnen, die sie jagen und dann wie in so einer Art Opferritual zum Strand getragen haben, schlicht nicht verstanden.
Aber was die Passage angeht, in der der "Kerl" durch das Vergnügungsviertel stolpert, wo ihm lauter hexenhafte Frauen erscheinen, bis ihm schließlich in Form des selbst ein Bordell betreibenden Schulmädchen die 'goddess of mercy' oder so erscheint, so würde ich darauf verweisen, dass es da nicht in erster Linie darum geht, die Zuschauer zum Lachen zu bringen, sondern dass wir es hier mit einer radikal subjektiven Kameraführung zu tun haben, d.h. dem Versuch, diesen ersten, angst- usw.besetzten Ausflug in die Welt von Sexualität und Liebe aus der Perspektive des "Kerls" (und sicher auch des Regisseurs) zu erzählen. Ich denke, dass ist schon was anderes als ein verfilmter Altherrenwitz. Und auch hier wiederum würde ich sagen, dass "uns" als Zuschauern im hierigen und heutigen BRDland wiederum quasi 'kulturelles Wissen' fehlt, denn man müsste ja bedenken, dass sich Okamoto in "Nikudan" nicht nur mit seinen Kriegserlebnissen auseinandersetzt, sondern auch mit einer Reihe anderer japanischer Kamikaze-Filme aus den 50/60er Jahren, die ähnliche und doch andere Bordell-Passagen haben. Und wer weiß, vielleicht würde die Passage vor dem Hintergrund auch ganz anders gesehen werden können. Näheres könnte man nachlesen bei Isolde Standish: Myth and Masculinities in the Japanese Cinema ... mir fehlt nur leider grade Zeit und Geduld dafür.
PS; Was hälste eigentlich von dem komischen Blogg, der sich da plötzlich in dem Moment an mich drangehängt hat, in dem ich diese Welt hier betreten habe?
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Mmh, also was ich natürlich gern zugestehe ist, dass ich
durchaus auch gern die relevanten Szenen nochmal gesehen hätte und dann evtl auch zu anderen Ergebnissen gekommen wäre.
Soweit würd ich mich der Forderung nach DVD-Veröffentlichung anschliessen.

Zu der "Massenvergewaltigungsszene": da ist schon mehr bei als blosses in "einer Art Opferritual zum Strand getragen". Schliesslich werden den Frauen - und dies deutlich gegen deren Willen - die Kleider vom Leib gerissen.
Es scheint mir also doch, mindestens auch um Gewalt zu gehen in dieser Szene. Als Beleg könnte man auch auf die Parallelszene verweisen, die sich (im Film) einen halben Tag zuvor ereignet hat und in der die (vermutlich selben) Männer schon mal in lächerlich dargestellter Kämpferattitude über dei Düne stürmen. Auch hier scheint es mir, um die Ridikulisierung eben dieser Attitude zu gehen.

In Sachen der Bordell-Szene bin ich eher geneigt, meine Kritik zumindest dahingehend zu revidieren, dass ich die Genreparodie wohl in der Tat zu wenig berücksichtigt habe.
Ob ich die Szene deshalb allerdings aus - dies sei zugestanden - heutiger und westlich geprägter Sicht gelungen finde, da bleibe ich skeptisch.
Auf einen etwas aufgedröselteren Vorschlag zu einer alternativen Lesart wäre ich aber gespannt.

Machst Du auf dem Blog auch was, oder hast Du dich nur drangehängt?

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ich hab mich da nicht drangehängt, ich bin da drangehängt worden ... ich hab zwar ne adresse mit popundlalala.blogger.de angegeben, aber mich dabei leider vertippt ... und nun wird man immer, wenn man mich anklickt, auf diesen dussligen us-blogg weitergeleitet ... ergo: ich mach da nichts und will den link loswerden!

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... und bin ihn nun auch losgeworden ...

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... shpiel