Zu den Filmen, die mir bei der disejährigen Berlinale entgangen waren, zählte auch Bettina Blümners "Prinzessinnenbad". Der von Arte und dem rbb koproduzierte Film handelt von drei 15-jährigen Freundinnen, die rund um den Görlitzer Park wohnen.
Womit wir bei ersten Unklarheit des Films wären: es bleibt nämlich unklar, warum der Film "Prinzessinnenbad" (was auf das Prinzenbad, an der Prinzenstrasse anspielt) heisst, wenn eher wenige Szenen im Schwimmbad spielen. Brauchte der Film einfach nen Titel?!
Nun denn... der Film zeigt die drei Freundinnen Klara, Mina und Tanuscha bei ihrem Leben im Kiez mit ihren Problemen und Problemchen, Beziehungen, Dorgen, Sex, (kein Rock'n'Roll - da warn die nicht mal geboren...) und der Schule.
Wie viele Filme, die sich auf ihre Protagonisten konzentrieren steht und fällt auch "Prinzessinnenbad" mit diesen; um so mehr kommt das Hauptproblem des Films zum Tragen, dass der Film zu wenig über die blosse Aneinanderreihung von Anekdoten hinausgeht und sich meist im Zeigen erschöpft.
Was zusammen mit - vermutlich der Formatvorgabe der Sender geschuldeten - 90 Minuten, die mindestens 15 zu lang sind, der Wirkung des Films einen vermeidbaren Dämpfer versetzt.
In technisch-formaler Hinsicht sei ergänzt, dass der Film im allgemeinen durch (was für ein schrecklicher Ausdruck) atmosphärisch gut gewählte Musik gefällt und dies nur in einer einzigen Szene - der letzten - wirklich richtig versemmelt. Das prätentiöse Gitarrengeschrummer gibt dieser Szene, in der die drei Protagonistinnen ihre Pläne fürs nächste Jahr schildern, eine paternalistischpaternalistisch sozialarbeiternde Konventionalität, die - so wenig der Film ihr insgesamt entspricht - einen schalen Geschmack hinterlässt.
Dass der Film all dies überlebt und trotz alledem sehenswert bleibt - das allein spricht für sein Potential. Man darf gespannt sein was Bettina Blümner als nächstes vor die Kamera nimmt. Dem Film sollte man wohl wünschen, dass ihn möglichst viele Menschen mit echtem Interesse sehen und nicht mit blossen Rütli-erwartendem-"mal guckn, wat die da so machen, die armen, die in Kreuzberg leben müssen..."-Blick gucken.
Website des Films mit Trailer
orcival
12. April 2007
(2 Shpiels)
gefangen in Bildern der Kamera
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Mmh, ich glaub, was ich mit meiner Kritik am "blossen Zeigen" meinte, geht eher in folgende Richtung: bei einem komplexen Thema, wie zum Beispiel der Art wie Wiseman Demokratie in "State Legislature" darstellt, reicht es, dass man weiss, dass der/die RegisseurIn das Material aufbereitet hat und man indirekt ans Händchen genommen wird.
Bei einem Film über den Alltag normaler Menschen, find ich es immer das Tüpfelchen auf dem 'i', wenn der Film mir auch den Eindruck gibt, mir zu erklären, warum mich das interessieren sollte.
In diesem Falle: warum guck ich mir das Leben von drei pubertierenden Mädchen in Kreuzberg an und keinen Film über Ameisen. Und das scheint mir ein guter Punkt zu sein, um auf eine Unentschlossenheit des Films hinzuweisen: einerseits versucht der Film einen Ghettostyle zu suggerieren, den die Gegend aber so gar nicht hat. Wenn man die Gegend kennt, wundert man sich wieso das alles nach Little-New-York aussieht. Kann man muss man aber nicht: hier scheint mir bisweilen: Style über Verstehen zu gehen. Zum zweiten, und auch hier scheint mir der Film auf eine unterstellte Zuschauererwartung abzuzielen, nehm ich dem Film nicht ab, dass die Häufigkeit der Diskussionen über Sexualität nicht mindestens auch durch die Regisseurin hineingeschnitten wurde.
Kurz und gut: mir scheint der Film krankt ein bisschen daran, dass zwar das Thema und die Protagonistinnen gut gewählt sind, aber unklar bleibt, was uns Blümner zeigen will: nur drei Mädchen oder mehr und wenn ja was? Und dieses Problem buttert sie mit Style zu, der aber nichts transportiert.
Und vielleicht noch ein halbes Wort zu meinem Verständnis von Dokumentarfilm, das dabei wahrscheinlich das Kriterium im Hintergrund bildet: während ich die Filme von z.B. Keil / Kruska recht gern mag, weil sie es schaffen, mit viel Liebe zu ihren Personen Geschichten zu erzählen, die gewissermassen die kleinen Geschichten erzählen, die zwischen dem grossen Geschehen stattfinden und ich andererseits z.B. Farocki und Konsorten immer wieder spannend finde, weil da ein bestimmtes Thema im besten Sinne filmisch seziert wird, kann ich mit einem Genre, das einen eigentlich fiktiven Film mit dokumentarischen Bildern dreht nicht allzu viel anfangen. Mir scheint auch, dass Blümner da ihre Protagonistinnen vielleicht nicht so ernst nimmt, wie sie es verdient hätten.
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