Nun ich denke, ich verrate keine Geheimnisse, wenn ich darauf hinweise, dass heute vor 40 Jahren Benno Ohnesorg erschossen wurde. Als Filmblogger, der ich zwar nicht bin, aber gern zu sein vorgebe, möchte ich mich nun nicht eigentlich über das Ereignis verbreiten, sondern weise lieber auf, nun ja, Filme hin...
Und zwar zum Einen einen Film, den ich nun schon eine Weile in der Filmsammlungsliste führe, den ich aber nie besprochen hab und zum anderen einen Film, zu dem ich schonmal was gesagt habe, es aber gern immer und immer wieder tue, weil ich ihn für eine der besten politischen Dokus aus der Zeit der Bundesrepublik halte, die ich kenne.
Zunächst sei also auf Harun Farockis "Die Worte des Vorsitzenden" hingewiesen, den man - wie gewiefte Menschen dem Link entnehmen können - auch legal(!) von Ubuweb runterladen kann. Es hat sich irgendwie eingebürgert über viele agitatorische Filme der 60er Jahre eher naserümpfend zu sprechen/zu schreiben. Das gilt zumal bei Farocki, dessen Filme später essayistischer (wenn auch meiner Meinung nach nicht unpolitischer) werden, dessen frühe Filme bisweilen als stürmend und drängend relativiert werden.
"Die Worte des Vorsitzenden" ist ein weiterer Beweis (so es solcher bedurfte), dass manche Filme auch nach 40 Jahren nichts von ihrer Schlagkraft einbüssen und man wohl nur die Namen auszutauschen bräuchte.
A propos Namen: ein weiterer Punkt, der für diesen Film einnehmen sollte, sind die Mitwirkenden. Als da wären ein gewisser Otto Schily, in der Rolle seines Lebens mit Papiertüte überm Kopf. Holger Meins an der Kamera. Und eben Farocki in der Regie....
Der zweite Film ist Roman Brodmanns Dokumentation über die Vorbereitungen und die Durchführung des Schahbesuches 1967, in dessen Umfeld Ohnesorg erschossen wird. An Brodmanns Doku, die auf einer Videokassetten-Edition zugänglich ist, beeindruckt mich nach wie vor die Nüchternheit immens. Brodmann scheint an keiner Stelle des Films explizit zu werten und doch sprechen einige Bilder in ihrer Absurdität und Drastik Bände. Und so ist es gerade die Randexistenz, die Ohnesorg in Brodmanns Film führt, die eine erneute Ausstrahlung dieses Films so wünschenswert gemacht hätte.
Dass 40 Jahre eine lange Zeit sind, merkt man andererseits spätestens dann, wenn man sich auf dem Weg zur Deutschen Oper erinnert, dass einige der Strassen damals Schauplatz waren. Oder man sich letztes Jahr in die Zeitmaschine Mehringhof verirrt hatte, zur Konferenz über die Gruppe, die eine Bewegung sein wollte und das Datum im Namen führte. Das ungebrochene und unreflektierte Gefasel von den "Amis" und den Zielen, die man angeblich anstellte... Nun ja.
40 Jahre ist es her und am Mittwoch ist es 40 Jahre her, dass die Palis die Realitäten aus den Augen verloren. Da nämlich haben die Israelis den 6-Tage-Krieg gewonnen...
orcival
2. Juni 2007
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