
Der in den 60er und 70er Jahren bei der westdeutschen Linken viel diskutierte Lenin schrieb, im Kommunismus müsse jede Köchin lernen, die Staatsgeschäfte zu führen. Die Protagonistin in Helke Sanders Film über den alltäglichen Kampf der Fotografin Edda Chiemnyjewski ums wirtschaftliche Überleben untersucht 20 Jahre vor dem Aufkommen des Begriffs die prekarisierte Beschäftigung unter Bildjournalisten. Edda muss nicht einmal die Staatsgeschäfte leiten, um alle Hände voll zu tun zu haben: der Beruf, die Beziehung, das Kind...
Überall muss sie zurückstecken, muss sie sich reduzieren lassen, um überhaupt mit ihrem Leben zu Rande zu kommen: kurzum sie muss das an sich erleben, was aus der Mode gekommen ist als 'kapitalistische Zurichtung' zu bezeichnen.

Die langen Einstellungen des Films, mit denen Sanders die Durchdringung von Beruf und Privatleben, von der dauernden Suche nach dem Bild in den Film umsetzt, brauchen aus heutiger Sicht eine gewisse Eingewöhnungszeit, die Mühe wird aber durchaus mit inhaltlich wie ästhetisch ansprechenden anderthalb Stunden belohnt.
orcival
27. Juli 2007
(0 Shpiel)
gefangen in Bildern der Kamera
... your shpiel!
... link