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Dennis Dugan: I will now pronounce you Chuck and Larry


"I will now pronounce you Chuck and Larry" muss aus Sicht der Filmindustrie die perfekte schwule Komödie sein, die das schwule wie das heterosexuelle Publikum gleichermassen anzusprechen versucht. Dass diese Kalkulation aufgeht, scheint das bisherige Einspielergebnis des Films von knapp 35 Millionen Dollar zu sein (sowie die Tatsache, dass der Film damit “Harry Potter and the Order of the Phoenix" auf Rang 2 verwies.

Der Film strotzt vor Klischees, die vom Hauptplot über die Darstellung der hach so exaltierten Statisten reicht. Trotzdem: der Film schafft es immer wieder trotzdem als Komödie zu funktionieren. Die Story selbst ist bekannt: eine Ehe, die aus praktischen Gründen (in diesem Fall die Absicherung der Kinder durch die Lebensversicherung) geschlossen wurde und am Schluss trotzdem eine "echte Ehe" zu werden scheint. Die Ausführung dieses Uralt-Plots findet diesmal vor dem Hintergrund einer Gruppe von Super-Alphatierchen-New-Yorker-Feuerwehrmännern statt.

Nachdem einer der Feuerwehrmänner, Larry, erfährt, dass er den Begünstigten seiner Lebensversicherung nur nach einer Hochzeit ändern kann, heiratet er kurzentschlossen seinen Kumpel Chuck, der seine Tage üblicherweise damit zubringt, die New Yorker Damenwelt ins Bett zu kriegen. Als die beiden ins Fadenkreuz der Finanzfahndung geraten, müssen sie sich alle Mühe geben, um der Welt ein schwules Pärchen vorzugaukeln.
Belassen wir die Schilderung der Handlung einfach dabei, spannender wird es nicht und kommen zu den Pros und Contras:

das grösste und bisweilen recht nervige Defizit des Films ist in jedem Fall die ständige Benutzung von Stereotypen und Klischees. Insbesondere die Frauenrollen bleiben irgendwie auf dem Niveau rollegewordener Männerphantasien stehen und über rassistischen Exotismus in Bezug auf den natürlich muskulösen und singenden Schwarzen oder den japanischen Priester/Rabbi, der die beiden traut, sollte man willens sein hinwegzusehen, wenn man den Film sehen will.

Der grösste Pluspunkt des Films ist aus meiner Sicht die Darstellung von Larrys Kindern. Die beiden sind eine zwar ebenfalls nicht klischeefreie, aber doch angenehme Vertauschung der gender-Erwartungen: der Sohn ist vom Tanzen und Singen begeistert, während die Tochter eine echte Sportskanone ist und lieber Baseball spielt, während ihr Bruder mit ihrer Puppenküche spielt. In wieviel Filmen findet man schon ein gender-Bewusstsein bei der Erziehung dargestellt... Der andere grosse Pluspunkt ist in meinen Augen die Tatsache, dass und wie Chuck und Larry als Heteros in ihrer Rolle als schwules Pärchen die Homophobie ihres Umfeldes zu spüren bekommen. Und dann eben teilweise auch sehr handfest zurückschlagen. Zu den Höhepunkten des Films gehören denn auch unbedingt die Szenen, in denen Chuck einem Priester, der ihn als "faggot" beschimpft kräftig eins auf die Fresse gibt und eine ähnliche Szene, in der sich Larrys Sohn gegen die Pöbeleien eines Schulkameraden wehrt: dem Schlag weicht er durch Seitspagat aus und setzt den Angreifer anschliessend durch einen einzigen Schlag in die Weichteile ausser Gefecht.

Ein klares Manko des Films ist definitiv das Ende. Vor Gericht stehen alle Kollegen, die sich zuvor vor Homophobie überschlugen, Chuck und Larry bei und die Männerbündelei unter echten, wahren Feuerwehrmännern triumphiert. Und dann enden Chuck und Larry auch noch beide in den Armen, der (in Chucks Falle einen!) Frau, die sie lieben... Reintegration in die heterosexuelle Komödiennorm geglückt - mission accomplished!

Wie man wahrscheinlich merkt, weiss ich nicht so recht, was ich von "I will now pronounce you Chuck and Larry" halten soll. Der Film hat durchaus seine Momente und ist als Komödie Filmen wie "School for Scoundrels" ("Der Date Doktor") um Meilen überlegen. So recht überzeugen tut der Film (nicht zuletzt wegen des Endes) dann allerdings auch wieder nicht. Versuchen wirs mal so: wer die Klischees erträgt und eine Schwäche für trashige Komödien hat, dürfte bei dem Film auf einen unterhaltsamen Abend kommen, wer nicht, lässt das lieber und kramt die alten John Waters Filme raus.



Verwiesen sei bei dieser Gelegenheit und ob des Themas Feuerwehrmänner in den USA und Männerbündelei unter diesen auf Stefanie Jordans ganz wundervolle Doku "Some Real Heat" über Feuerwehrfrauen in San Francisco. Stefanie schildert in dem Film mit ebenso grossem Interesse wie merklicher Begeisterung die Arbeit einiger der wenigen Feuerwehrfrauen. Den Film gibt es hier zu beziehen und da gibts auch ein paar Presselinks: Some Real Heat unter den Presselinks auch Katrin Kruses taz-Artikel Löschen nicht zähmen.

orcival 16. August 2007 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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