Herausgekommen ist mit "Leroy" ein eher zwiespältiger Film. Der Protagonist Leroy ist 16, schwarz, Deutscher, Sohn einer grünen Bezirksverordneten und eines Vaters, der sich in eher mässig sinnvolle Erfindungen verrannt hat und hochbegabt. Als er sich in Eva verliebt, ist ihm zunächst nicht klar, worauf er sich damit einläßt. Das blüht ihm erst, als er sie das zuhause besucht und die Familie in voller Pracht vor ihm steht: der Vater Bezirksverordneter für die Republikaner und die Söhne prügelnde Skins, während sich Mutter Gretel um ihre Wellensittiche 'Kaltenbrunner' und 'Rommel' sorgt. Die Situation eskaliert als Evas Brüder einige ihrer Skinfreunde beauftragen, Leroy zu verprügeln, schliesslich aber Eva im Krankenhaus landet.
Soweit das Klischee, das im Kurzfilm noch meist spielerisch gebrochen wurde. "Leroy" bleibt aber lieber bei den Klischees und im hohlen anti-PC-Humor (dummerweise geht der Verleih damit auch noch hausieren), der schlicht 15 Jahre zu spät kommt bzw öder aduleszenter Zoten, wie der Lehrerin, die ihre Klasse nur in den Griff bekommt, indem sie einige Minuten den Blick auf ihre üppige Oberweite gewährt.
Noch frustrierender fand ich aber, dass der Film an eben der Stelle, wo es hätte interessant werden können, Angst vor der eigenen Courage hat: als Leroy mit einigen Freunden zum Gegenangriff gegen den Glatzenterror übergeht, gibt es eine kleine Keilerei und schliesslich halten die Zweifel Einzug bei der Mörderbrut von Evas Eltern. Eigentlich sind Faschos ja bekanntlich nur arme fehlgeleitete Jugendliche, denen halt grad der Jugendclub fehlt... Völckers hätte es einfach mal beim Kurzfilm lassen sollen. Wobei es nachdenklich stimmt, wenn er im Presseheft verkündet, dass "Leroy räumt auf" nur der Geldbeschaffung für den Langfilm habe dienen sollen. Dann einen dermassen belanglosen bis dümmlichen Film abzuliefern, ist irgendwie doppelt peinlich.
orcival
27. September 2007
(2 Shpiels)
gefangen in Bildern der Kamera
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