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aufsmaulsuppe

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Il divo, R: Paolo Sorrentino, IT 2008



Paolo Sorrentinos Film gehört zu den seltenen Fällen, in denen italienische Filme es auch in Deutschland in die Kinos schaffen. Das ist erstaunlich und wird noch erstaunlicher wenn man sich im Kino einem Film gegenübersieht der von Anspielungen auf die italienische Zeitgeschichte nur so stotzt und dieses Wissen weitgehend einfach voraussetzt. Die ästhetischen Qualitäten des Films trösten einen oft genug über eine weitere unverständlich gebliebene Hintergrundinformation hinweg. Um so mehr erstaunt das durchaus positive Echo, das dem Film widerhallte. Andererseits schien diesen Urteilen in vielen Fällen das Fehlurteil zu grunde zu liegen, es gehe dem Film um die Enthüllung des Verhältnisses zwischen Andreotti und der Mafia.

Diese Einschätzung übersieht, dass die Kontakte Andreottis zu mafiosen Kreisen in Italien ein offenes Geheimnis sind und also keineswegs enthüllt werden müssen. Interessanter ist schon, dass die Frage, ob man an diesen nie justiziabel nachgewiesenen, aber allgemein bekannten Kontakten Anstoß nimmt, politisch entschieden wird; und zwar in einer Weise, die noch immer den Frontstellungen des Kalten Kriegs folgt. Neuerdings unterstützt durch die Geschichtsklitterungstaktik des Hetzens von Berlusconi und seinem Geschwärl gegen alles war im Ruche der Liberalität steht.

Dies gesagt, ist Il Divo ein erstaunlich unentschiedener Film: nahezu über die gesamte Länge des Films bleibt offen, ob der Film sich an einem – von Anfang an zum Scheitern verurteilten – neuerlichen Versuch probiert, Andreotti seine Kontakte und mafiosen Verstrickungen nachzuweisen oder einfach nur Porträt sein will. Zum Scheitern wäre der Versuch eines Nachweises verurteilt, weil einem Film wohl kaum gelingen wird, was in jahrelangen journalistischen Recherchen und zahlreichen Prozessen nicht nachgewiesen werden konnte. Dieser Punkt ist also entgegen seiner in der deutschen Rezeption aufgeblasenen Bedeutung eher zu vernachlässigen.



Vielversprechender scheint da schon der zweite Strang des Films zu sein, der mit erstaunlicher Detailfreude ein Porträt eines der bedeutendsten und charismatischsten Politikers der italienischen Nachkriegszeit zeichnet. Denn wer nur auch nur die Fakten von Andreottis Laufbahn nachliest, wird einräumen müssen, dass sich Andreotti wohl durch mehr als seinen brillianten machiavellianischen Umgang mit der Macht auszeichnet. Die interessantesten Stellen des Films verdanken sich denn auch der Darstellung der Eigentümlichkeiten des italienischen Politsystems wie etwa dem unverhüllten Patronatssystems, das innerhalb der italienischen Politik der Nachkriegszeit auch überlebt hat. Alles in allem drängt sich beim Sehen des Films schon in der Tat der Eindruck auf, dass es dem Film eher genutzt hätte, statt einer Wischiwaschi-Profanität des Mafiosen Suppe ein konzentriertes Porträt eines konservativen Politikers und dessen Milieu zu zeichnen.

Zum Schluß noch einige Worte zu den wirklich eindrucksvollen Qualitäten der Inszenierung und Kameraarbeit des Films: immer wieder klingen im Film barocke Bildelemente an; dies mag der Tradition des Herrscherporträts geschuldet sein, in der der Film auch steht. Andererseits ist gerade diese Seite, die bei aller Opulenz der Mittel (von der deutlich bewußten Inszenierung der Farbigkeit bis zu den oft in Untersicht gefilmten Einstellungen Andreottis) mit dem Barock eben auch die Verliebtheit in die Abstrusität des Realen teilt. Und in diesem Sinne ist Il divo ein mindestens ebenso gelungener Barockfilm wie Derek Jarmans Caravaggio.

orcival 25. Mai 2009 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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So, jetzt aber


Weil die Dummheit im Umgang mit Technik nicht davor zurückschreckt, trotzdem Gesetze zu machen, müssen technische Lösungen her. Die gibt es jetzt. Drucken führt in Zukunft dann zu sowas.

Damit sowas nicht wieder Gesetze macht:
"Bestimmte Dinge können wir national alleine nicht lösen. Deshalb müssen wir dies im internationalen Rahmen machen, denn das Herunterladen von Computern ist eine Sache, vor der nationale Grenzen nicht schützen können." (im Video ab 2:30)

orcival 11. Mai 2009 (0 Shpiel) diese Welt macht mich kotzen
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Nach dem Kino (Revolutionen aus dem Off: Ukamau)
Ein irritierender Film. Ohne Einführung (ob nu live oder in schriftlicher Form von vorher einlesen) wohl irgendwo zwischen etwas nicht-sagend menschelnd und unverständlich.

Der Film handelt von Umgang eines Bauern mit der Vergewaltigung und Ermordung seiner Frau durch seinen besten Kunden. Laut Programmtext "entwickelt [...; der Film] in seiner Geschichte von ökonomischer und sozialer Abhängigkeit allerdings eher ein ethnologisches Interesse.
Dieses zeigt sich 'in einer intensiven Einbeziehung der umgebenen Natur [...], in einer eindrucksvollen filmischen Gestaltung des Elements der Dauer, in der Musik sowie in expressiven Großaufnahmen von Gesichtern und Händen.« (Ulrich Gregor, in: Geschichte des Films ab 1960, 1978) - wieso die Einbeziehung von 'Dauer' von ethnologischem Interesse zeugen soll und was das mit "expressiven Großaufnahmen von Gesichtern und Händen" zu tun hat, ist mir persönlich eher schleierhaft, andererseits scheint mir das auch recht wurscht, weil es dem Film, den ich gesehen hab, um alles mögliche geht, aber nicht um Ethnographie.

Das was man an dem Film am ehesten als "Ethnographie" deuten könnte, ist wohl die Darstellung der Lebenswelt der Aymara-Indios; das allerdings sollte man aus politischen Erwägungen tunlichst nicht als ethnologisch bezeichnen, es geht ja gerade nicht um einen Blick aufs Fremde (mit wieviel Selbstspiegelung auch immer), sondern um das Stellung beziehen und auf eine Situation aufmerksam machen.

Für eine Lesart des Films als nachdrücklichen Hinweis auf die Lebenssituation der Indios im Bolivien der Zeit spricht auch die Wahl der Sprache - der Film ist nur teilweise auf Spanisch gedreht, weite Strecken sind in der Sprache der Aymara-Indios. (Man muss allerdings einräumen, dass ich das nur wiedergeben kann, zu sehen war leider leider aus Gründen der Beschaffbarkeit die deutsche Synchronfassung).

Ich denke diese Elemente: Hinweis auf die Lebenswelt der Indios, Sprachlichkeit und die getrennten Welten haben den Sprachtransfer und den zeitlich-geographischen Transfer ganz gut überlebt. Etwas unsicher bin ich mir, ob das Politische des Film (und die Gruppe Ukamau scheint da eine der wichtigeren zu sein. Die Handlung kippt in der Fassung doch etwas allzu sehr in menschliche Drama. Was mich zu einer anderen Frage treibt: nämlich der, wie sehr solche Filme zu ihrer Entstehungszeit in z.B. Europa an ihren Entstehungskontext rückgebunden wurden.

(Dass u.a. die Wahrnehmung der Welt außerhalb des industrialisierten Westens eine wichtige Rolle bei der Konstituierung der europäischen Neuen Linken und deren Wiederbelebung des Internationalismus gespielt haben, reflektieren die Kurator_innen in ihrer Bibliographie richtigerweise u.a. mit einem Aufsatz Christoph Kalters (1)) Andererseits scheint mir, während ich parallel mal wieder in Amos Vogels Klassiker Film as subversive Art blättere, unter anderem dessen Konzept der Subversion stark in Richtung Ent-Kontextualisierung zu deuten.

In einer solchen Lesart ist es übrigens eventuell interessant sich die Parallele zwischen dem Fanalende des Films - der Bauer erschlägt den Mörder seiner Frau in einer Montagesequenz ausgiebig - mit der Etablierung eines solchen Schlusses in anderen Kinoformen zu vergleichen: am nachdrücklichsten macht das der Italowestern, aber auch andere Filme wie etwa Johannes Schaafs Tätowierung, der letztes Jahr in der Arsenal "68" Reihe zu sehen war.

Wenn man solchen Entkontextualisierungen zu entgehen versucht, bleibt der Film - zumindest in der deutschen Synchronfassung - in den Details, von denen man annehmen darf, dass sie fast mehr von der politischen Vehemenz des Films tragen, als die Handlung, fast unverständlich.

(1) Christoph Kalter: „’Le monde va de l’avant. Et vous Ítes en marges’. Dekolonisierung, Dezentrierung des Westens und Entdeckung der ‚Dritten Welt’ in der radikalen Linken in Frankreich in den 1960er Jahren“, in: Archiv für Sozialgeschichte 48, 2008, S. 99-132.
(Kalter arbeitet derzeit am Potsdamer Zentrum für zeithistorische Forschung an einer Dissertation, die eben den Einfluss der Rezeption der Befreiungsbewegungen in der "Dritten Welt" auf die Linke in Frankreich und Deutschland vergleicht)

Diese Darstellung eines wichtigen Unterkapitels der bolivianischen Filmgeschichte unter dem sprechenden Titel DEL INDIGENISMO A LA GLOBALIZACIÓN, scheint mir hilfreich für den Hintergrund und zumindest den filmischen Kontext von Ukamau. Teil 1 Teil 2.
Wie ich ausserdem sehe, haben sich die Kolleg_innen von Jumpcut dem Themenkomplex auch schon mal angenommen.

Offline lohnt offenbar ein Blick in: Jorge Sanjinès und die Ukamau Gruppe (Hg.): Theory and Practice of a Cinema with the People. New York, Curbstone Press, 1989 [1979]. (auch diesen Hinweis entnehme ich der Bibliographie.

orcival 11. Mai 2009 (0 Shpiel) filme und wirklichkeiten
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Arbeitsbedingungen und Kino
Die meisten werden es wissen: nach der Mir reicht's nicht-Kampagne vom letzten Jahr, die seit langem mal wieder in größerem Maßstab die Arbeitsbedingungen von Kinoagestellten thematisierte, brodelt es in Berlin nun ganz konkret am Babylon.

Die Schickanen der Betreiber um Grossmann gegen die Etablierung eines Betriebsrates am Kino und die untergründigen Arbeitsbedingungen im Kino laufen weiter und was ich an dieser Stelle eigentlich nur verlinken wollte, ist der Clip des Freundeskreises Videoclip zum Thema.

Eigentlich erstaunlich, dass das erst jetzt passiert, schliesslich wirbt das Kino schon ziemlich lang damit, dass man ihnen im Rahmen eines (natürlich unbezahlten Praktikums auch noch ein Festival schenken darf.

Andererseits zeigt der Arbeitskampf am Babylon wie schwierig es ist eine vernünftige Argumentation hinzukriegen, gerade wenn das Kino in seiner Ausrichtung unbestreitbar gutes Programm macht (zumindest kommerziell) und auch noch als halbwegs links gilt (scroll down to 'AK Kraak').

Unterstützt werden die Kolleg_innen übrigens von der FAU. Man würde sich auch an dieser Stelle auch von anderen noch etwas mehr Aktivität wünschen...

orcival 9. Mai 2009 (0 Shpiel) im Kino und davor
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Verwirrend...
Nachdem ich auf den Hinweis von Ekkehard Knörer hin, das was wohl mal ein Trailer werden wollte von Godards Le socialisme gesehen hab, kratze ich mich ja schon am Kopf: warum dreht ein politisch maßlos überschätzter Regisseur nun Filme, die auf den ersten Blick auf den Trailer sehr nach de Oliveira aussehen ohne freilich dessen überinszeniertes Spiel zu haben und nennt das dann protzig Le socialisme?

ANNONCE FILM SOCIALISME GODARD from fabrizio del dongo on Vimeo.

Das was ich in letzter Zeit an neueren Arbeiten von Godard gesehen hab, fand ich schon enttäuschend genug, aber nun auch noch in Kombination mit Politpathos? Mmmh, trotz einiger Befürchtungen mal gespannt was das wird.

orcival 9. Mai 2009 (0 Shpiel) filme und wirklichkeiten
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