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aufsmaulsuppe

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Und noch einen für die Polemik
The Onion: Is Our Wealth Hurting Africa's Feelings?

orcival 6. Mai 2009 (0 Shpiel) Clips
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Raymundo Gleyzer und Jorge Sanjinés
In besagter Reihe gibt es am Wochenende einige Filme des argentinischen Regisseurs Raymundo Gleyzer zu sehen. Und während ich in vorerst ungenannten Archiven der Populärkultur stöberte, was ich denn hier so verlinken könnte, bin ich auf einen Trailer gestoßen zu einem Dokumentarfilm, der zwar eher so aussieht, als würde er eine Art Heiligenlegende um Gleyzer stricken, aber vielleicht weckt es ja trotzdem Interesse bei wem.



Die Kolleg_innen von den Revolutionen stellen ein Interview mit Gleyzer zur Verfügung, das der seinem Kollegen Tomas Gutierrez Alea 1973 gegeben hat. Gutierrez Alea zeichnet immerhin verantwortlich für so Klassiker wie die Verfilmung von Edmundo Desnoes' Memorias del Subdesarrollo (aka "Memories Of Underdevelopment").

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Und auf der Website zum Film gibts ein paar Texte über das Kino Gleyzers (allerdings auf Espanol). In diesem Sinne schon mal: Olè!

Ebenfalls am Wochenende läuft Ukamau: die gleichnamige Filmgruppe aus Bolivien ist vielleicht ein ganz spannendes Beispiel dafür wie das Thema Landarbeiterbewegung in das neue lateinamerikanische Kino der Zeit einfliesst. Zu der Gruppe gibt es ein auch ein bisschen was zu lesen: ein allgemeiner etwas schwurbeliger Artikel zur Gruppe Ukamau und das Manifest Kino und Gesellschaft von Sanjinés.

orcival 6. Mai 2009 (0 Shpiel) filme und wirklichkeiten
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Film und Internationalismus I: Revolutionen aus dem Off


Die Reihe ist ja schon verschiedentlich heiß ans Herz gelegt worden. Dem schliesse ich mich natürlich vollkommen an. Ein solches Projekt, dass die Ausblendungen in der Gedächtnisproduktion an das unklare Gebilde das "1968" darstellt, war geradezu überfällig. Das was den Aufbruch trug, der die 60er und 70er Jahre prägte, war ja gerade nicht rotweinschlürfend in Adornoseminaren auf dem Boden zu sitzen, sondern konkrete politisch, repräsentationsreflektierende, internationalistische Praxis. So gesehen ist es konsequent, die Filme einer erneuten Sichtung zu unterziehen, die in diesem Kontext standen.



Die 34 Filme der Reihe bieten einen guten und über weite Strecken repräsentativen Einblick in die Filmpraxis der Produktionsländer. Zugleich gibt der Arbeitsaufwand, der nötig war, um die Filme zusammenzukratzen, ein Bild vom dramatisch beschränkten Zustand der Filmverleihe. Noch immer sind es die üblichen Verdächtigen wenn es an den Vertrieb nicht-europäischen Kinos jenseits von Schmonzetten wie Caramel geht. Den Kurator_innen der Reihe ist zu gratulieren diese Reihe trotz all der Filme, die man sich noch hineingewünscht hätte, realisiert zu haben.

Zwei Punkte seien noch erwähnt: der Notwendigkeit, die Filme der Reihe nicht als Kino-, sondern als Filmpraxis zu verstehen, hat das Kurator_innenteam insofern Rechnung getragen und eine Website zusammengestellt, die Zahlreiches versammelt, was die Intentionen der Filmemacher angeht. Die beklagenswerte Materiallage dürfte es nicht hergegeben haben, die Vertriebswege der Filme zu ihrer Entstehungszeit entsprechend zu beleuchten. Wer jedoch einmal Fernando E. Solanas erzählen gehört hat, wie sein Klassiker La hora de los hornos nicht durch die Kinos, sondern durch die Wohnzimmer und sozialen Zentren aufgeführt wurde, wird ahnen, dass sich hier noch politische Weiten öffnen.

Ebenso spannend, wie mit den vorhandenen Ressourcen unmöglich, war es wohl die Rezeption (hierzulande, wie vor Ort) zu beleuchten. Dies ist besonders bedauerlich, weil sich gerade an dieser wohl die politischen Prozesse hierzulande wie jene der Dekolonisation bzw. frühen nachkolonialen Geschichte noch besser verstehen liessen. (Einen Eindruck was an dieser Stelle passieren müsste, gibt Nils Seiberts Versuch, die Auseinandersetzungen der 50er bis frühen 80er Jahre als Vorläufer der Antirassistischen Bewegung zu interpretieren.)

So bedauerlich die Beschränkung auf die Filmgeschichte im engeren Sinne ist, wenn einem nach dem (Wieder-)sehen dieser Filme erneut ihre Vehemenz und Radikalität vor Augen steht, sie ist den Kurator_innen nicht anzulasten. Cecilia Valenti, Lukas Förster, Melanie Marx, Nikolaus Perneczky, Sarah Klaue und Stefan Eichinger einen herzlichen Dank für die Möglichkeit, diese Filme in dichter Folge zu sehen.

Die Reihe läuft noch bis zum 27. Mai im Zeughauskino.

orcival 6. Mai 2009 (0 Shpiel) filme und wirklichkeiten
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Nun also doch wieder...
Nachdem das letzte (halbe – hüstel) Jahr geprägt war von Umzug, Computerchaos, gebrochener Hand inkl. extensiver Ergotherapie und aufkommenden Zweifeln an der Praxis des Bloggens nun also vorerst doch wieder ein Wiederbeleben von aufsmaulsuppe.

Zu meinen Zweifeln: während ich die eher abwegigen Zweifel, die seitens der Kolleg_innen der druckenden Zunft an Blogs geübt wurde, erwartungsgemäß nicht teile (1), ist der Spagat zwischen den Tätigkeiten für Print und Blog für mich zunehmend mit Fragezeichen versehen. Diese Fragezeichen kommen daher, dass ich für die Beschäftigung mit Fragen des Verhältnisses zwischen Film und Politik immer mehr einen Rahmen vermisse, der einerseits dem individualisiertem Vorsichhinschreiben entgegenwirkt und zweitens auch einen Rahmen bietet, der eher Ressource für weitergehende Arbeit ist. Mithin also eher offenes E-Journal als Blog. Überlegungen in dieser Hinsicht hatte ich ja schon mal angedeutet.

Das hängt sicherlich damit zusammen, dass sich derzeit meine Interessen eher in Richtung filmgeschichtliches Arbeiten verlagert haben. Aber nun gut, schaun wir einfach wie es hier in nächster Zeit weitergeht...

orcival 6. Mai 2009 (1 Shpiel) Annonciertes
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Etgar Keret: Meduzot [Jellyfish]


Mit MEDUZOT [JELLYFISH] dürfte Bestsellerautor Etgar Keret den mit Abstand besten Episodenfilm des Jahres 2007 vorgelegt haben, was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass er jede artifizielle Rahmenhandlung unterläßt und es ihm trotzdem gelingt mit der Zeit ein fein verwobenes Netz von Geschichten auszubreiten. Eine junge Kellnerin, der ein Kind aus dem Meer zuläuft, eine philippinische Mutter, die sich mit Altenpflege das Geld verdient, das sie ihrer Familie nach Hause schickt, eine Schauspielerin mit einer verkorksten Beziehung zu ihrer Mutter, ein Paar auf Hochzeitsreise und eine Hochzeitsphotographin, die ihre Motive an den unspektakulären Rändern der rauschender Hochzeiten sucht - wie in seinen Büchern versammelt Keret in seinem Debut als Koregisseur (neben Shira Geffen, deren Regiedebut JELLYFISH ebenfalls ist) ein wunderbar alltägliches Panorama, das einen Mikrokosmos des Lebens in Israel bildet.
Jeder von Kerets Personen glaubt man die Rolle, und das Leben das hinter dieser Rolle steht. Bis in die kleinsten Rollen hervorragend besetzt, nimmt JELLYFISH mit auf einen Ausflug in den Alltag. - Die Abwesenheit expliziter Handlung war schon lange nicht mehr so unterhaltsam.

In Deutschland ist der Film im Verleih bei Arsenalfilm und man darf wohl hoffen, dass Jellyfish nun endlich nicht mehr nur den Fuss in der Tür hat für israelische Filme, sondern die Tür endlich eintritt.

orcival 29. April 2008 (2 Shpiels) gefangen in Bildern der Kamera
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Manoel de Oliveira: A talking picture
[OT: Um filme falado]


An einem nebligen Morgen brechen Rosa Maria und ihre Tochter Maria Joana auf, um den Vater des Kindes bei seinem Zwischenstop in Bombay zu besuchen. Und während der neblige Morgen in Rosa Maria den Mythos des portugiesischen Barbarossa-Pendants, Don Sebastiao, heraufbeschört, beginnen Gegenwart und Vergangenheit sich - wie in sovielen Filmen de Oliveras - zu durchdringen. Die beiden reisen zunächst auf den Spuren der Vergangenheit durch Europa und mehr und mehr werden Mutter und Tochter zum inkarnierten Faden der Handlung, der die Anlässe für zahlreiche Szenen miteinander verknüpft. Auf dem Weg nach Indien, auf einem Kreuzfahrtschiff auf dem Niemandsland des Ozeans kreuzt sich ihre Suche mit einer Tischgesellschaft bestehend aus Delfina (Catherine Deneuve), eine unabhängige moderne Geschäftsfrau, dem Ex-Model Francesca (Stefania Sandrelli) und der Griechin Helena (Irene Papas). Die Gesellschaft wird ergänzt durch den Kapitän des Schiffs (John Malkovich).

Im melancholischen Smalltalk der Tischrunde berühren sich die individuellen Geschichten der drei Frauen mit der Geschichte Europas, das in seinem kolonialen Erbe und seinem heutigen richtungslosen Taumeln vielleicht von niemandem so fundamental thematisiert wird wie de Oliveira (NON - OR THE VAIN GLORY OF LEADING,WORD AND UTOPIA) wie in den Filmen de Oliveiras. De Oliveiras Filme erinnern in ihrer Theaterhaftigkeit an Inszenierungen der 60er Jahre wie denen von Straub/Huillet und wirken zugleich als hätten Theo Angelopoulos kraftvolle wortkarge Figuren zu sprechen begonnen. A TALKING PICTURE gehört zu jenen seltenen Filmen, die man irritiert beginnt und die einen nach dem überraschenden Ende verzaubert-verstört zurücklassen.

orcival 29. April 2008 (2 Shpiels) gefangen in Bildern der Kamera
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Udi Aloni: Local Angel
Schon der Titel von Udi Alonis Film verweist auf Walter Benjamin. Dessen politisch-theologisches Fragment ist einer der zentralen Texte für eine derzeitige Debatte, die unter dem Schlagwort Messianismus Anregungen von Benjamin und Gershom Scholem aufgreift und für eine politische Theorie nutzbar zu machen versucht.

Udi Alonis Film nimmt die Symbolik dieser Debatte, um in einer Collage aus Stadtaufnahmen, Medienfragmenten und Interviewpassagen die Reflektion eines nach Amerika emigrierten Israelis zu illustrieren.

Die Fragmente dieser Reflektion sind durchaus gut gewählt und breiten ein filmisches Mosaik der amerikanisch-israelisch-palästinensischen Beziehungen aus. Und die komplexe Beziehung zwischen Politiken und Religionen. Wie in Forgiveness überhöht Aloni diese gut getroffenen beiläufigen Betrachtungen jedoch ins Symbolische. Der Film kippt so in eine Westentaschenphilosophie.

orcival 29. April 2008 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Endlich!
Für mich wahrscheinlich DIE Nachricht der Woche:
zwei der unangefochtenen Musikheroen sind von Köln nach Berlin übergesiedelt. Und spielen hier endlich öfter!

orcival 29. April 2008 (0 Shpiel) Annonciertes
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Es ist soweit
Heute abend beginnt im Zeughauskino mit einer vergleichsweise ausführlichen Retrospektive israelischen Kino der 50er bis 70er Jahre eine der zwei grossen Filmreihen diesen Sommers. Filme aus dieser Zeit waren bislang fast vollkommen unzugänglich. Daran hat sich im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60sten Geburtstag Israels am 14.5. diesen Jahres einiges geändert, für das Kino jedoch sind die Filme erst durch die Initiative, die der Retro vorausging wieder verfügbar; viele Filme waren nur in unspielbaren, schlecht untertitelten, abgenubbelten Kopien zugänglich. Durch eine konzertierte Aktion konnte das geändert werden.

Nach Berlin tourt die Retrospektive durch die wichtigsten Kinematheken des Landes: im Juni ist Station in der Kinemathek Hamburg (Kino Metropolis), im August im Filmtheater Schauburg in Dresden, danach im Deutschen Filmmuseum (Frankfurt am Main) und im September im Filmmuseum München. Ein letztes Mal läuft sie im November in der Bonner Kinemathek.

Neben den Filmen der Reihe, die den Bogen vom zionistischen Geist der Aufbaujahre bis zur Selbstironisierung der dann zum Pathos erstarrten Erzählweisen schlägt, sei besonders auf die seltene Gelegenheit der zahlreichen Vorträge, die die Reihe begleiten hingewiesen. Ein Schmankerl der besonderen Art ist zudem das Symposion, das am Sonntag den 4.Mai stattfinden wird. Das Programm zum Symposion findet sich hier.

Das Programm und die Beschreibungen der einzelnen Filme gibt es auf der Homepage des Zeughauskinos, weitere Infos z.B. in diesem Artikelchen hier: klick.

orcival 29. April 2008 (0 Shpiel) Annonciertes
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Wovon träumt Gustav Seibt nachts?


Es hat ja schon länger den Anschein als würde herzinnigste Lobdudelei auf den herzigen preussischen Staat eine Aufnahmebedingung für das Feuilleton der SZ sein. Schön auch dass der inoffizielle Vorsitzende dieses Fanclubs, Gustav Seibt, nun unter dem Titel "Ciao Peppone!" (Sz, vom 17.4.2008) mal über den Tellerrand guckt. Wie unbeirrt von Fakten und in völliger Ignoranz er das tut, ist allerdings eine Steilvorlage, die ich mir nun nicht entgehen lassen kann:

Seibts These ist, dass nahezu die gesamte italienische Nachkriegskultur unter der Hegemonie des italienischen Kommunismus entstanden ist. Wenn man nun nicht, wie Seibt das tut, den italienischen Kommunismus mit der kommunistischen Partei, bzw. deren Teilnachfolgerin, der Rifondazione comunista gleichsetzen würde, eine durchaus zutreffende wenngleich übertriebene These. So gibt es durchaus einige Beiträger zur italienischen Kultur die keine Kommunisten waren. Um beim Film zu bleiben seien Roberto Rossellini und Michelangelo Antonioni genannt. Aber auch der von Seibt in der Unterüberschrift Pasolini ist eher ein schlechtes Beispiel. Pasolini war bis in die 60er Jahre hinein Mitglied des PCI, wurde dann aber ausgeschlossen (nicht zuletzt aufgrund seiner Homosexualität) und war spätestens in den 70er Jahren überzeugt, eine Erneuerung Italiens sei am ehesten von den Linkskatholiken zu erwarten.

Doch gehen wir den Text durch: "Die Republik wurde noch von den beiden Hauptparteien [...] gegründet: von der Democrazia Cristiana [...] und von der Kommunistischen Partei [...]. Beide fochten für das Ende der Monarchie [...]." Wie Seibt hier das Referendum von 1946 übergeht, in dem große Teile der (katholischen) Konservativen FÜR die Beibehaltung der Monarchie (die während des Faschismus nicht abgeschafft worden war und alle Entscheidungen Mussolinis mittrug), ist beeindruckend. Die Kommunisten wurden in dem Referendum von 1946 zum Hauptträger der italienischen Republik (das ist nicht meine Privatmeinung - auch Klaus Wagenbach hat das anlässlich eines Symposiums zu Alberto Moravia nochmal betont). Diese republikanische Selbstverpflichtung der Kommunisten unter Togliatti war übrigens einer der Punkte des Zerwürfnisses zwischen PCI und der Neuen Linken, die bei Seibt erst gar nicht auftaucht.

Roberto Rosselini übrigens, den Seibt in dem Satz "Der Neorealismus in Film und Literatur, die tragischen Schwarzweiß-Epiphanien Rossellinis oder De Sicas..." ebenfalls dieser "kommunistischen Kultur zuzurechen scheint, dürfte mit seiner Zuschreibung des Faschismus an die Deutschen als habe es den italienischen Faschismus und seine in Teilen noch über die deutsche hinausgehende Rassenpolitik nie gegeben, eher als linker national-patriotischer Regisseur zu behandeln sein.



Aber Kultur ist Kultur und die ist bei Seibt kommunistisch. Die Fabrikarbeit der 70er Jahre bestand denn auch vor allem in dem, "idealistische[n] Versuch, die Kultur zu den arbeitenden Massen zu bringen, also mit Opern in den Fabrikhallen die klassische Hochkultur aus dem bürgerlichen Klassenghetto zu befreien." Gerade die Fabrikagitation, die - das sei bemerkt - weitgehend von den Gruppierungen der Neuen Linken wie Potere Operaio und Lotta Continua und anderen ausging, bediente sich für die 70er Jahre modernster Mittel der Popkultur wie Lieder, Filme, Happenings, Versuche eigener Geschichtsschreibung und eigener Untersuchungen der Lage (der Arbeiteruntersuchungen). Alles dies fand in deutlichster Abgrenzung von den Kommunisten des PCI statt.

Anlass des Artikels von Seibt ist der Untergang des italienischen Kommunismus, der zu einer "Vereinfachung und Klärung des italienischen Parteiensystems um zwei antagonistische Pole" führe, die "dem Land nur gut tun" kann. Wenn man nun kurz dran denkt, dass einer dieser Blöcke aus Berlusconi und Fini besteht sollte einem da schon die Galle hochkommen. Seibt erhebt das rassistische Gepöbel zweier notorischer Fäkalfetischsten ebenso zur Politik wie den eierkratzenden Chauvinismus mit dem Berlusconi unlängst einer jungen Frau empfahl, doch einfach reich zu heiraten. Dass Berlusconi derjenige ist, der während seiner letzten Amtszeit zugleich den mehrfachen ungestraften Rückfall der italienischen Sicherheitskräfte in Verhaltensweisen des faschistischen Squadrismus nachdrücklich lobte und die größte Auswanderungswelle italienischer Intellektueller seit den Repressionen der 80er Jahre auslöste, macht Seibts Kommentare noch unappetitlicher. Für Seibt ist italienische Kultur offenbar ein unterschiedsloser kommunistischer Brei, dem lediglich ästhetischer Wert zukommt.

Dass der italienische Kommunismus und wohl nahezu die gesamte Linke seit langem auf dem besten Wege ist, am eigenen Muff zu ersticken und Kommunismus in Italien meist das Grauen von "Bandiera rossa" als Blasmusik auf dem Dorfplatz heisst, ist richtig, aber kaum das worüber Seibt schreibt und wäre wohl auch mal einen Artikel wert.

orcival 17. April 2008 (0 Shpiel) diese Welt macht mich kotzen
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