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Josef von Baky: Die Frühreifen (1957)
Dafür die Frühreifen ausgegraben zu haben, gebührt den CineGraph Babelsberg-Menschen Dank. Der Film ist sicher einer der sehenswertesten, wenn nicht gar der sehenswerteste der deutschen Halbstarkenfilme. Da gibt es nicht so viele ausser dem mit Horst Buchholz, aber der ist meiner Meinung (und wenn die Erinnerung nicht sehr trügt) eher schlecht gealtert.

Josef von Bakys "Die Frühreifen" (produziert von Horst Wendtland und Atze Brauner) handelt von einer Clique verwöhnter Blagen von Vätern, die sich im Wirtschaftswunder ne goldene Nase verdient haben. Der Grundtenor ist diese Blagen mit den Kohlekumpeln des nahe gelegenen Reviers zu kontrastieren.

Dieses Thema dominiert schon die erste Aufnahme des Bildes, die den Förderkran (fachliche Irrtümer in Sachen Kohlenförderung bitte ich mir nachzusehen) wie ein dreieckiges Tor zeigt. Ein wenig erinnert das ungut an ein anderes Tor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei". Das ist leider kein blosser Zynismus meinerseits, sondern ideologisch durchaus mit Folgen - doch davon später.

Inhalt

Um vielleicht noch einmal näher auf die Handlung zurückzukommen, bevor ich die analytischen Eisen wetze: Inge, die bei ihren Eltern lebt und im örtlichen Kaufhaus arbeitet, liebt Wolfgang. Wolfgang arbeitet wie Inges Vater im Kohleschacht und wohnt im firmeneigenen Wohnheim. Inges Vater findet es viel zu früh für seine Tochter für einen Freund und ist zu Hause vor allem mit Alkaseltzer nehmen und rumbrüllen beschäftigt. Als Inge nach einer Modenschau des Kaufhauses von einer Party morgens als annähernd einzige einigermassen nüchtern nach Hause kommt und ihr Vater sie, flieht sie aus der häuslichen Enge der Arbeiterwohnung. Die Party hatte eine Gruppe von Neureichen um den Industriellensohn Günther (wie immer schauspielerisch durch Nichtstun beeindruckend: Peter Kraus) angezettelt, um die jungen Frauen abzufüllen und anschliessend Nacktaufnahmen von ihnen zu machen.

Inge sucht nach einer Unterkunft und nachdem keiner einschliesslich Wolfgang ihr weiterhilft landet sich schliesslich bei dem zwar erträglichen, aber zynischen Freddy. Während Inge schwankt, wie es weitergehen soll, macht sich Günther über die Verliebtheit des 15jährigen Nesthäkchen Hannelore lustig und treibt sie schliesslich in den Selbstmord.
Nach dem Tod Hannelores kehrt Inge zu Wolfgang zurück und schliesslich auch in das Haus ihrer Eltern.

Die Verführung der Weite

Die zwei aus heutiger Sicht stärksten Punkte des Films sind sicherlich die Kontrastierung der immer wieder fühlbaren räumlichen Enge der Arbeiterwohnungen mit den weiten, elegant geschnittenen Wohnungen der reichen Jugendlichen.

Und da mit der Enge eine Überwachung vor allem der Frauen durch männliche Sittlichkeitswächter ebenso einhergeht wie ein Abhängigkeitsverhältnis (in Inges Fall von ihren Eltern, im Falle von Wolfgang von seinem Arbeitgeber), ist der Ausbruch aus der Enge immer ein Ausbruch im doppelten Sinne.

In einer der bildlichsten Darstellungen der Sehnsucht nach Weite, stehen Inge, Hannelore und Helga (?) vor einer Plakatwand die über und über mit Werbeplakaten für Reisen beklebt ist. Zu diesem Duft von Freiheit gehört wohl auch, dass Inge Wolfgang anfangs drängt sich doch auch ein Moped anzuschaffen - damit die Fahrt zum nächsten Flussufer nicht immer im Bus stattfinden muss.

Und wie das Moped so sind auch die Autos der "Halbstarken" der blechgewordenen Traum von Mobilität: das Italien der Reiseplakate wird im Auto plötzlich ebenso greifbar, wie in der Zigarette, die Freddy Inge auf der Fahrt anbietet.

Maloche oder Dekadenz

Erst nach hartnäckigem Zureden ist Wolfgang bereit, einen Teil seines Lohns in ein Moped zu stecken und als Inge ihn um Geld bittet, verweigert er es ihr mit dem Hinweis er müsse erst seiner Mutter den ihr zustehenden Anteil überweisen. Wolfgang ist der ehrliche, gute Junge, gegen den man nur dann etwas haben kann, wenn man wie Inges Vater nicht mit der Zeit geht. Dass selbst der Vikar des Ortes Wolfgang schliesslich gegen Inges Vater unterstützt, gibt dem Film die These, dass eine Modernisierung in Maßen hinnehmbar ist, wenn der Glaube an eine Selbstdefinition durch Arbeit und die Hörigkeit gegenüber Autoritäten erhalten bleibt.

Zugleich dürfte es kein Zufall sein, dass die neureichen Jugendlichen ausschliesslich Jungen sind, und die für die Verführung des Luxus anfälligen junge Mädchen. Der Film stellt nimmt die Diskreditierung der Jugendlichen, die er als "Halbstarke" zeichnet, über die moralische Wertung des "das ist doch kein Mann für dich!" vor.

Zugleich jedoch ist es die Aufgabe der ohne Murren malochenden Männer, die "Frauen" vor dieser Verführung zu schützen: es gilt den Volkskörper reinzuhalten vor der Verführung durch den Luxus, das Geld. Harte Arbeit versus eitle Dekadenz: diese Gegenüberstellung ist ideologischer Kern einer völkischen Kapitalismuskritik.

Vergleicht man den Film in seiner Darstellung der Kohlekumpel übrigens mit sozialromantischen Darstellungen wie etwa in dem Fernsehmehrteiler "Rote Erde" so fällt auf, wie sehr es dem Film bei allem Einbläuen des Arbeitsethos nicht um die Arbeiter als Kohlekumpel - mithin als Kollektiv - geht, sondern es dem Film nur um die Arbeit im Schacht als Arbeit zu tun ist.

Die neue Körperlichkeit

Ein interessantes Detail in der Darstellung der neureichen Jugend ist die stärker körperbetont geschnittene Mode. Die schmal geschnittenen Einreiher der Neureichen, werden gegen die eher praktischen als schicken derben Cordhosen Wolfgangs gesetzt.

Zu diesem Bild passt Günthers alias Peter Kraus' Rock'n'Roll-Auftritt bei der Party: in Kraus-typischer Art hampelt er mit seiner Gitarre herum. Und bei aller Lächerlichkeit, die das in heutigen Augen besitzen mag, dürfte es doch einen klaren Bruch mit den Auftritten der bis dato üblichen Tanzkapellen (man hört dem Wort den Staub an) markieren.

(Für diese Gegenüberstellung des neuen sportlichen, körperbetonten Typs mit der alten Behäbigkeit scheint Peter Kraus in Deutschland idealtypisch: wenn man etwa an die Heinz-Erhardt-Filme des Nachmittagsprogrammes zurückdenkt, in denen Peter Kraus den meist Cabrio fahrenden Mädchenschwarm spielt, wird auch deutlich, dass dieser Typus keineswegs immer so wie in "Die Frühreifen" dargestellt wird.)
Halbstark oder Schnösel?

Was an Josef von Bakys Film verwirrt, ist aber auch die Wahl der Gruppe, die er als "Halbstarke" diffamiert. Mit den üblichen Bildern im Kopf, die das Wort "Halbstarker" aufrufen, erstaunt es doch schon ziemlich wie er neureiche Schnösel mit den Posen von Marlon Brando oder James Dean in Einklang zu bringen versucht.

Nicht umsonst ist Peter Kraus - zumindest seiner Meinung nach - der deutsche Elvis und nicht der deutsche Marlon Brando.

Josef von Bakys Wahl macht es ihm andererseits leichter, die Fragen, die die Halbstarken ebenso aufwarfen wie andere Jugendbewegungen nach ihnen überflüssig erscheinen zu lassen. Josef von Bakys Film ist wegen der zahlreichen Themen, die er anspricht und der Mischung als trashigem Unterhaltungswert und recht-reaktionärem Gedankengut aus heutiger Sicht sehr sehenswert und sollte künftig wohl in jede Reihe aufgenommen werden, die den Versuch unternehmen will, zu zeigen wogegen sich "68" wandte mit seinen feministischen Kämpfen, den Schüler- und Lehrlingskämpfen, den Kämpfen um Wohnheime.

orcival 6. Januar 2008 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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