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Eisenstein


Morgen jährt sich nun der Jahrestag der Oktoberrevolution zum 89.ten male und aus diesem Anlass dachte ich, nutze ich die Gelegenheit mal mit einem kurzem Zitat auf denjenigen hinzuweisen, der wie wohl kein Zweiter das mediale Bild der frühen Sowjetunion geprägt hat. Die Rede ist natürlich von Sergej Eisenstein.



Eisenstein war neben seiner Arbeit als Regisseur immer auch Filmtheoretiker.
Der folgende Text entstammt einer längeren Passage, die sich mit Musikalität der Montage und Formzitaten beschäftigt.
Beim Lesen der ganzen Passage fällt einem auch auf, wie umfassend Eisensteins Kenntnisse der Kunst sind, so zitiert er sich auf zwei Seiten von chinesischer Malerei über Chaucer bis zu El Greco.
Ein Teil meiner Faszination für Eisenstein kommt sicher aus diesem Vermögen solches bisweilen sehr bildungsbürgerliches Wissen in filmische Praxis zu übersetzen.
Doch genug gelabert von meiner Seite, dem Meister das Wort:

"Im "Potemkin" denke ich an den einleitenden Teil der Trauerepisode um Wakulintschuk - die Nebelsinfonie im Hafen von Odessa.
Es ist durchaus nicht die einzige Szene, die etwas mit der Musik von Formen zu tun hat. [...] Darum analysieren wir hier die Szene der Morgendämmerung im Hafen von Odessa.
Die Tradition derartiger kompositioneller Lösungn war durchaus nicht mit dem Stummfilm zu Ende. Im Gegenteil, in ihren progressiven Versuchen erweiterte die audiovisuelle Kinematographie ähnlich gelagerte Stil- und Ausdrucksmöglichkeiten ungemein, indem sie alle ihr zugänglichen Ausdrucksmittel synthetisierte.
Es lohnt deshalb durchaus, sich mit dieser Episode zu befassen. Sie ist kein Beispiel aus musealer Vergangenheit, sondern kennzeichnet eine bestimmte Entwicklungsetappe eines klar umrissenen Bereichs der Ausdrucksmöglichkeiten von Film überhaupt.
Der "Nebel von Odessa" ist sozusagen das Kettenglied zwischen reiner Malerei und der Musik ton-bildlicher Synthesen in der neuen Kinematographie. Die Nebel-Suite ist noch Malerei, wenngleich eine besondere Malerei, die über die Montage schon eine Erfahrung vorweggenommen hat, die in reiner Form nur der Musik eigen ist, nämlich den Rhythmus der Abfolge realer Zeitausdehnungen und das spürbare Nacheinander von Wiederholungen in der Zeit.
Ich möchte sagen, wir haben es gewissermaßen mit einer post-Malerei zu tun, die übergeht in eine eigentümliche prä-Musik."

Sergej Eisenstein Eine nicht gleichmütige Natur, Berlin/Ost: Henschel 1980, S. 18-20

Und wie immer ein paar Links
Eine recht interessante Diskussion mit Stalin über "Ivan grosny" findet sich
hier

Die Sequenz mit den Treppen von Odessa

orcival 6. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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