Die Veranstaltung rankte sich um die Vorführung von Myrna Maakarons "Berlin - Beirut". (In Zusammenhang mit diesem Film gab es ja letztens in Potsdam auch eine kleine Reihe, deren Beschreibungen eine politische Fragwürdigkeit ahnen liessen, schlussendlich hielt mich aber der Fahrweg nach Potsdam ab, diese zu verifizieren.)
Aus Gründen, die schon weniger klar waren, begann das Filmprogramm dann allerdings mit Gefilme (des Goetheinstitus in Beirut), das man mit mehr gutem Willen als mir nun gelingen will, wohl als Momentaufnahmen aus Beirut bezeichnen will. Wenn man dabei allerdings die Belagerung des Regierungsgebäudes durch Hizbollahanhänger und Bilder wie kleine Kinder Hizbollah-Merchandising verkaufen als (Zitat) "Politcamp" bezeichnet, beginnt das ganze doch eher naiv zu werden.
Ich sage bewusst naiv, weil diese Bilder auch als Aufhänger einer Diskussion hätten dienen können. Hätten können, haben aber nicht. Statt dessen wurde auf die anschliessende Soli-Vokü mit irgendwelchen Organisationen im Libanon verwiesen.
Ich gestehe gerne zu, vom Libanon als solchem nur eingeschränkte Kenntnisse zu haben, was ursprünglich auch ein Grund war, die Veranstaltung zu besuchen, aber gegangen bin ich letztlich genauso schlau wie vorher, nur um die Sichtung von 3-4 schlechten Filmen reicher.
Im Anschluss gab es nämlich noch einen recht unklaren Film über Menschen, die ein Visa in der amerikanischen Botschaft beantragt haben und dafür nach Zypern müssen. Nun ist es zugegebenerweiss sicher kein reines Vergnügen für ein Visa aus dem Libanon nach Zypern zu fahren, aber halt auch kein Beinbruch.
Und der Umgang der Botschaftsangestellten war eher desinteressiert freundlich, als dass er die andauernden Betonungen angeblich erniedrigender Behandlung gerechtfertigt hätte.
Für das Publikum der Veranstaltung sprach übrigens, dass das dauernde Gejammer im Film irgendwann eher zu Lachern und der Fragen führte, warum denn keine deutsche Botschaft gezeigt würde.
Insgesamt war der Film eher ein Beispiel, dass es offenbar im Mashrek derzeit nicht möglich ist, einen nicht-selbstreferentiellen Film hervorzubringen. Denn in eigentlich ähnlicher Weise wie beispielsweise "Yacoubian House" ergeht sich der Film in der Darstellung von Handlungen, die in den jeweiligen Ursprungsländern irgendwie politisch konnotiert sind.
Dass diese Konnotationen andere sind, als wenn die Filme hierzulande laufen, oder gar von unreflektierten StudentInnen zur Illustration ihrer kruden Ansätze benutzt werden, sollte klar sein.
Wie auch immer, im Anschluss musste man sich noch durch ein Frühwerk von Maakaron über ein Kind das durch Beirut läuft, einen Blinden trifft und der erzählt ihr dann von seiner "Welt" der Phantasie - gähn!
"Berlin - Beirut" war nach alle dem eher erfreulich, weil es sich eigentlich keine politischen Gestus gab und ansonsten schlicht professionell gemacht war.
Das Ärgerlichste des Abends blieb also, dass die implizite politische Aussage nicht thematisiert wurde und also ein Streit erst herbeigeführt werden müssen (wozu mir letztlich doch der Nerv fehlte). Nach dem Filmen begann das allgemeine tanzende Divertimento und ich radelte irritiert genervt nach Hause...
orcival
31. Januar 2007
(2 Shpiels)
diese Welt macht mich kotzen
... your shpiel!
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Der Film über die amerikanische Botschaft war ein libanesischer Kurzfilm. Titel war ein Parfum mit "m". Der konkrete Titel ist mir aber entfallen.
Der Kurzfilm von Myrna Maakaron von 1996 über das Kind hiess "Contes adulte"
Die Filme des Goethe-Instituts hatten soweit ich weiss keinen Titel.
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... shpiel