Im letzten Jahr zeigte vor allem Bahman Ghobadis "Lakposhtha hâm parvaz mikonand" ("Turtles can fly"), dass in dieser Sektion, die oft als Randprogramm vernachlässigt wird, relevantes Kino passiert.
Vor dem Hintergrund des innerisraelischen Konfliktes zwischen russischen Neueinwanderern und Israelis erzählt Eitan Anner, der in letzter Zeit vor allem für das israelische Fernsehen gearbeitet hat, die Geschichte eines Jungen, Chen, der zu tanzen beginnt.
Chen, Sohn einer arbeitslosen russischen Kellnerin und eines in Israel geborenen Fotografen, der seinen Lebensunterhalt vor allem mit Hochzeitsfotos verdient, die er mit zynischen Kommentaren begleitet, will zunächst nur deswegen tanzen, weil er sich in die schöne, wenngleich etwas arrogante, Natalie verguckt hat.
Mit der Zeit kommt Chen jedoch auf den Geschmack, gerät jedoch auch immer tiefer in ein grosses Kuddelmuddel hinein: seine Eltern liegen in einem stetig eskalierenden Dauerclinch, sein Vater hält überhaupt nichts davon, dass sein Sohn tanzt, seine Tanzlehrerin, die muss sich zwischen ihrer Existenz als Tanzlehrerin im Provinznest Ashdod und dem Versuch eines Comebacks als professionelle Tänzerin entscheiden und schliesslich stellt sich auch Natalie als anders heraus als das, wozu Chen sie bisher verklärt hat.
Zu allem Überfluss muss sich Chen auch noch entscheiden, ob er weiter Natalie nachjagen soll, oder sich lieber mit Sharon (der Name hat was...) zum anstehenden Wettbewerb melden soll.
An "Sipur Chatzi Russi" besticht, dass er den gesellschaftlichen Konflikt zwischen Neueinwanderern und Etablierten auch auf gesellschaftlicher Ebene belässt und ihn nicht zer-individualisiert. Andererseits gelingt es Eitan Anner dem Film trotz der komplexen Erzählung durch sein gutes Gespür für skurille Szenen und Verhaltensweisen eine grosse Leichtigkeit zu erhalten.
Berlinale-Umschrift: "Sipur Hatzi Russi"
orcival
14. Februar 2007
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gefangen in Bildern der Kamera
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