(Aufführung in der Deutschen Oper)
Vor allem klanglich ist die Begleitung durch Orchester und Live Sound Effekte eine - im doppelten Sinne - Verfeinerung des Films. Gegenüber den üblichen Begleitmusiken bei Stummfilmen ist dies wesentlich präziser und die Bandbreite der Klangerlebnisse breiter.
Dies gilt um so mehr als es sich bei "Brand Upon the Brain" eben einen zeitgenössischen Film handelt und die nichtfilmischen Ingredenzien eben gerade einen eigenständigen Wert haben, stärker als dies bei vielen Begleitmusiken zu klassischen Stummfilmen der Fall ist.
Das einzige Manko ist, dass das Sound Effekt Squad dem Orchester auf weiten Strecken nicht nur ob der Faszination die Show stiehlt, sondern auch in Hinsicht der Lautstärke eher etwas zu laut war.
Maddins Film geling es in grossartiger Weise Elemente der Bildsprache des Stummfilms zu nutzen, um auch in der Erzählstruktur in einer Logik arbeiten zu können, die im Medium des modernen Tonfilms so wohl nicht funktionieren würde. Die Durchwebung des Films mit Elementen von Psychoanalytik und frühen Detektivsequels lockert gleichzeitig in ansprechender Weise den "Gender Trouble" auf, der den Plot weit über eine Hommage, wie sie etwa Maddins famoser Kurzfilm "The Heart of the World" darstellt, hinaus auf und schafft eine Analytik im Bild wie sie eben nur Stummfilme vermögen.
Die Spektakelhaftigkeit der Aufführung andererseits und die Abweichungen Maddins von der Stummfilmästhetik transformieren dabei ihrerseits die Fremdheit des Stummfilms, dessen Bildsprache oft erst die seither erfolgten visuellen Konditionierungen erfahrbar macht, in eine artifizielles Filmerleben, dass neben allem Vergnügen immer auch Distanz ermöglicht.
Gerade auch das Aufeinandertreffen von Kino- und Opernpublikum und die sichtliche Überfordertheit von Teilen des Personals der Deutschen Oper, lassen hoffen, dass diese Art der Verunsicherung Schule macht.
orcival
16. Februar 2007
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