Etwas kurzfristig aber lohnend:
Diesen Sonntag gibt es dank den Menschen von Africa venir im Kino in den Hackeschen Höfen Djamila Sahraouis wundervollen Film "Barakat!" (Es ist genug!) zu sehen.
Sahraouis Film erzählt die Geschichte zweier Frauen, Amia und Khadija, die sich auf die Suche nach Amias Mann machen, der von Islamisten gekidnappt wurde.
Sahrouis Film ist eine angenehme Verkomplizierung der Sicht auf Algerien: der Generationskonflikt zwischen Amia und Khadija, die noch im Krieg gegen die Franzosen kämpfte und einige der heutigen Islamisten des Films aus dieser Zeit kennt, das Gemisch der Sprachen und die Verweigerung der Frauen ihre Rollen zu spielen, die Sahroui gekonnt in Bilder fasst. Die slapsstickhaften Verrenkungen, die Khadija vollführt bei dem Versuch ein Kopftuch anzulegen, sagen viel über die immer wieder erkämpfte Freiheit von Frauen in Algerien.
Wer also Zeit hat: Sonntag 26.08.
17.30 Uhr
Eintritt: 6€ / 5€ (erm.)
Filmtheater Hackesche Höfe (Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin)
Kartenreservierung und Filmauskunft: (030) 283 46 03
orcival
25. August 2007
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Annonciertes
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"L'enfant endormi" (Das eingeschlafene Kind) ist der zweite Langfilm und zugleich das Spielfilmdebut der marokkanischen Regisseurin Yasmine Kassari, die zuletzt in der Dokumentation "Quand Les Hommes Pleurent" die Situation marokkanischer männlicher Migranten nach Spanien beschrieben hat. "L'enfant endormi" beginnt mit der Hochzeit der Protagonistin Zeinab, die am Vorabend der Abreise ihres Mannes nach Europa stattfindet. Zurückbleiben die Frauen und der enttäuscht aus Europa zurückgekehrte Amziane. Nach anfänglichem Warten auf die Rückkehr beginnen die Frauen mehr und mehr ihr eigenes Leben zu leben.
Kassari schildert in "L'enfant endormi" die andere Seite der Migration aus den Ländern des Maghreb nach Europa - die der Zurückgebliebenen. Mit grosser Sensibilität zeigt sie den Alltag der Frauen zwischen dem Ausleben der Freiräume und der Begrenzung durch die Moralvorstellungen des Dorfes, den Kassari mit dem ungeklärten Nebeneinander von säkularen Demokratievorstellungen und traditionellen Vorstellungen verbindet.
Trotz der sehr ruhigen bisweilen etwas langatmigen Art des Films ist "L'enfant endormi" eine sehenswerte Beschreibung der Migration gegen die sich Europa abschottet und ihrer Effekte in den Ländern, aus denen die Menschen aufbrechen. Wer sich also auf das Tempo des Films einlassen kann, der wird mit einem lohnenden und interessanten Film belohnt.
Wer französisch liest, der/die sei auf ein recht lesenswertes Interview von Arnaud Claes für das französischen Onlinemagazin comme au cinema mit der Regisseurin klick.
Des Französischen noch weniger mächtige Menschen als ich seien auf das Interview im Presseheft zum Film verwiesen: klick.
Die DVD ist erschienen bei trigon-film. Entleihbar ist der Film in Berlin ab nächsten Monat im Videodrom.
orcival
25. August 2007
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gefangen in Bildern der Kamera
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Dudok de Wits 2000 mit dem Oscar für Animationsfilme ausgezeichneter Film "Father and Daughter" erzählt, die Geschichte des Wartens eines zur Grossmutter heranwachsenden Mädchens auf ihren Vater, der eines Tages in ein Boot gestiegen war und davongerudert war. Die Geschichte bleibt auf dieser einfachen und bisweilen schon zu universellen Ebene. Mir schien der Film am ehesten als Erzählung über Migration zu deuten, aber mehr Anhaltspunkte als das Wegfahren und das Warten gibt es dafür auch nicht wirklich.
Ein wenig schade ist, dass der Film trotz seiner nur 8 Minuten auf etwa 2 Dritteln der Länge einen kleinen Durchhänger hat, wenn sich das Altern und das Vergehen der Zeit allzu sehr wiederholen. Ansonsten sind die kleinen Variationen des Mädchens auf dem Fahrrad aber sehr fein und liebevoll gemacht.
Das schönste an dem Film scheinen mir jedoch die Landschaftspanoramen zu sein, die die ganze Weite einer niederländischen Deichlandschaft haben. Ein perfekter Kurzfilm zum Start in das wohl in ein paar Monaten wieder anstehende Herbstfilmabendprogramm...
orcival
25. August 2007
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Seamless World of Animation and Comics
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"I will now pronounce you Chuck and Larry" muss aus Sicht der Filmindustrie die perfekte schwule Komödie sein, die das schwule wie das heterosexuelle Publikum gleichermassen anzusprechen versucht. Dass diese Kalkulation aufgeht, scheint das bisherige Einspielergebnis des Films von knapp 35 Millionen Dollar zu sein (sowie die Tatsache, dass der Film damit “Harry Potter and the Order of the Phoenix" auf Rang 2 verwies.
Der Film strotzt vor Klischees, die vom Hauptplot über die Darstellung der hach so exaltierten Statisten reicht. Trotzdem: der Film schafft es immer wieder trotzdem als Komödie zu funktionieren. Die Story selbst ist bekannt: eine Ehe, die aus praktischen Gründen (in diesem Fall die Absicherung der Kinder durch die Lebensversicherung) geschlossen wurde und am Schluss trotzdem eine "echte Ehe" zu werden scheint. Die Ausführung dieses Uralt-Plots findet diesmal vor dem Hintergrund einer Gruppe von Super-Alphatierchen-New-Yorker-Feuerwehrmännern statt.
Nachdem einer der Feuerwehrmänner, Larry, erfährt, dass er den Begünstigten seiner Lebensversicherung nur nach einer Hochzeit ändern kann, heiratet er kurzentschlossen seinen Kumpel Chuck, der seine Tage üblicherweise damit zubringt, die New Yorker Damenwelt ins Bett zu kriegen. Als die beiden ins Fadenkreuz der Finanzfahndung geraten, müssen sie sich alle Mühe geben, um der Welt ein schwules Pärchen vorzugaukeln.
Belassen wir die Schilderung der Handlung einfach dabei, spannender wird es nicht und kommen zu den Pros und Contras:
das grösste und bisweilen recht nervige Defizit des Films ist in jedem Fall die ständige Benutzung von Stereotypen und Klischees. Insbesondere die Frauenrollen bleiben irgendwie auf dem Niveau rollegewordener Männerphantasien stehen und über rassistischen Exotismus in Bezug auf den natürlich muskulösen und singenden Schwarzen oder den japanischen Priester/Rabbi, der die beiden traut, sollte man willens sein hinwegzusehen, wenn man den Film sehen will.
Der grösste Pluspunkt des Films ist aus meiner Sicht die Darstellung von Larrys Kindern. Die beiden sind eine zwar ebenfalls nicht klischeefreie, aber doch angenehme Vertauschung der gender-Erwartungen: der Sohn ist vom Tanzen und Singen begeistert, während die Tochter eine echte Sportskanone ist und lieber Baseball spielt, während ihr Bruder mit ihrer Puppenküche spielt. In wieviel Filmen findet man schon ein gender-Bewusstsein bei der Erziehung dargestellt... Der andere grosse Pluspunkt ist in meinen Augen die Tatsache, dass und wie Chuck und Larry als Heteros in ihrer Rolle als schwules Pärchen die Homophobie ihres Umfeldes zu spüren bekommen. Und dann eben teilweise auch sehr handfest zurückschlagen. Zu den Höhepunkten des Films gehören denn auch unbedingt die Szenen, in denen Chuck einem Priester, der ihn als "faggot" beschimpft kräftig eins auf die Fresse gibt und eine ähnliche Szene, in der sich Larrys Sohn gegen die Pöbeleien eines Schulkameraden wehrt: dem Schlag weicht er durch Seitspagat aus und setzt den Angreifer anschliessend durch einen einzigen Schlag in die Weichteile ausser Gefecht.
Ein klares Manko des Films ist definitiv das Ende. Vor Gericht stehen alle Kollegen, die sich zuvor vor Homophobie überschlugen, Chuck und Larry bei und die Männerbündelei unter echten, wahren Feuerwehrmännern triumphiert. Und dann enden Chuck und Larry auch noch beide in den Armen, der (in Chucks Falle einen!) Frau, die sie lieben... Reintegration in die heterosexuelle Komödiennorm geglückt - mission accomplished!
Wie man wahrscheinlich merkt, weiss ich nicht so recht, was ich von "I will now pronounce you Chuck and Larry" halten soll. Der Film hat durchaus seine Momente und ist als Komödie Filmen wie "School for Scoundrels" ("Der Date Doktor") um Meilen überlegen. So recht überzeugen tut der Film (nicht zuletzt wegen des Endes) dann allerdings auch wieder nicht. Versuchen wirs mal so: wer die Klischees erträgt und eine Schwäche für trashige Komödien hat, dürfte bei dem Film auf einen unterhaltsamen Abend kommen, wer nicht, lässt das lieber und kramt die alten John Waters Filme raus.
Verwiesen sei bei dieser Gelegenheit und ob des Themas Feuerwehrmänner in den USA und Männerbündelei unter diesen auf Stefanie Jordans ganz wundervolle Doku "Some Real Heat" über Feuerwehrfrauen in San Francisco. Stefanie schildert in dem Film mit ebenso grossem Interesse wie merklicher Begeisterung die Arbeit einiger der wenigen Feuerwehrfrauen. Den Film gibt es hier zu beziehen und da gibts auch ein paar Presselinks: Some Real Heat unter den Presselinks auch Katrin Kruses taz-Artikel Löschen nicht zähmen.
orcival
16. August 2007
(0 Shpiel)
gefangen in Bildern der Kamera
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Am kommenden Samstag um 22h ist Felice Naomi Wonnenberg mit einigen ihrer Filme im Lichtblick auf dem Catwalk... äh... der Kastanienallee.
Näheres hier.
orcival
14. August 2007
(0 Shpiel)
Annonciertes
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Ans Herz gelegt seien explizit die Termine für Anderland, den ich ja kürzlich schon besprochen hab und auf den ich nach wie vor einiges halte. (Ausgerechnet der kommt allerdings ohnehin wohl auch regulär in die Kinos, aber wer weiss...). Was ich bisher von den diesjährigen Filmen gesehen hab, war eher durchwachsen, aber es war ja auch nicht viel. Gewarnt sei nur vor "La Antena", der so eine Art Stummfilmspielerei im Sinne von Maddin ohne Hintergedanken ist. Boring stuff, my dear Watson!
Disturbia, der Ende September auch regulär anläuft ist eine kann man sehn, muss man aber auch nicht Adaption von "Rear Window". Die Übersetzung mit Überwachungsmedien ist ganz nett, überragend ist der Film irgendwie trotzdem nicht.
Von den Filmen, die sonst so laufen (und mir was sagen) scheint mir "I'm a Cyborg but that's ok" einigermassen vielversprechend. Man wird sehen...
PS: Termine für einzelne Tipps pack ich einfach in den Kalender.
Das ganze Programm für Berlin gibts hier
orcival
14. August 2007
(2 Shpiels)
Annonciertes
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