Nachdem heute Previewtermin war, nun wie versprochen ein bisschen was Näheres zum Asian Women's Film Festival, das von der Koreanischen Frauengruppe Berlin e.V. organisiert ist und vom 19. bis 23. September stattfindet.
Zu sehen gab es den koreanischen Klassiker "The Daughters of Pharmacist Kim" von Hyun-Mok Yu aus dem Jahr 1963, sowie die beiden neueren Filme "Love Conquers All" (von Chui Mui Tan; Malaysia 2006) und "The Waikiki Brothers" (von Soon-Rye Yim; Korea 2001).
"The Daughters of Pharmacist Kim" (OT: "Kimyaguk ui ttaldeul") handelt von der Entwicklung der Familie des ehemaligen Apothekers Kim, der seinen Beruf wechselt und Fischer wird, nachdem er einen Selbstmord miterleben musste. Die Familie erleidet in der Folge wirtschaftlichen Niedergang und auch das Ansehen nimmt Schaden, als eine der Töchter, Yong-ran, eine Affäre mit dem Hausknecht anfängt.
Das Hauptaugenmerk des Films liegt (und deshalb läuft der Film wohl auch auf dem Asian Women's Film Festival) auf den Beziehungs-, Ehe- und Ehrvorstellungen, mit denen die jungen Frauen umgehen müssen. Die vier Töchter, die älteste schon Witwe, Yong-bin, die vor allem als nach Bildung strebende junge Frau charakterisiert wird, Yong-ran, die ihre sexuelle Freiheit auslebt, und schliesslich die vierte Tochter, die vor allem als christlich charakterisiert wird, erleben alle auf ihre Weise über lange Zeit das Scheitern ihrer jeweiligen Lieben oder Ehen.
Der Pressetext und das Programmheft heben beide die Berühmtheit der SchauspielerInnen des Films hervor, die ich allerdings mit meinen mangelhaften Kenntnissen koreanischer Filmgeschichte nicht einschätzen und hier nur weitergeben kann. Wenn das so stimmt, muss ich anmerken, dass mich die Schauspielerei oft an die Art erinnert hat, wie SchauspielerInnen kurz nach Erfindung des Tonfilms noch im übertriebenen Zeigen befangen sind, das bis dahin nötig war. Auch technisch überzeugt der Film in meinen Augen nur begrenzt; bleibt der Film doch allzu oft in einer eher biederen Bildsprache stecken. Als Dokument über Rollenvorstellungen im Korea vor der Unabhängigkeit (Zeit der Handlung) bzw. der 60er Jahre (was die Entstehung des Films angeht) oder diverser Einflüsse auf die koreanische Gesellschaft wie das Christentum und das Verhältnis zu Japan ist der Film jedoch allemal einen Blick wert.
Von den drei Filmen, die es heute zu sehen gab, hat mich "Love Conquers All" (von Chui Mui Tan; Malaysia 2006) am meisten überzeugt. Der Film erzählt eine Mischung einer Ferienliebesgeschichte und Frauenhandel. Ah Ping (Coral Ong) lernt als sie vom Land nach Kuala Lumpur kommt, um im Imbiß einer Verwandten zu arbeiten, John kennen. Während sie ihn zunächst deutlich abblitzen lässt, lässt sie sich später doch auf eine Affäre mit ihm ein. Eines Abends erzählt John Ah Ping von seinem Cousin, der als Zuhälter arbeitet und davon lebt, Frauen ins Ausland zu verkaufen. Dann verschwindet John und Ah Ming lässt sich darauf ein, mit einem fremden Mann in einem Hotel für Geld Sex zu haben.
Chui Mui Tans Film balanciert zwischen eher introvertierten Bildern, die durch die DV-Aufnahmen bisweilen etwas von einer Amateurvideoästhetik haben und verstörenden Szenen.
Mehr Infos zu dem Film gibt es auf dem Blog der Produktionsfirma Da Huang Pictures, die die Regisseurin Chui Mui Tan gemeinsam mit Amir Muhammad 2004 gegründet hat: klick. Wer noch mehr will oder den Trailerlink sucht, findet ihn auf der Filmseite des Karlovy Vary International Film Festival.
"Waikiki Brothers" von Soon-Rye Yim ist die Geschichte des Niedergangs einer Highschool-Jungen-Band und des Traums von einem Leben als Musiker. Das Leben als Band ist jedoch unter anderem durch das Aufkommen der Karaokemode, die zu einer Vereinzelung der Menschen führt. Anders als das Kollektiverlebnis in Karaokebars scheint Karaoke in den meisten Fällen eher in Kabinen oder abgetrennten Hinterzimmern stattzufinden. Wie ausgeprägt der Niedergang der Bandkultur ist, zeigt der Film in einer Szene, in der der Fahrer des LKW, der die Waikiki Brothers per Anhalter weitermitnimmt, von seiner eigenen Bandvergangenheit erzählt, die er gezwungenermassen für das Fahrerdasein eingetauscht hat.
In den besseren Momenten hat der Film etwas Kaurismäki-haftes, das Gros der Zeit jedoch geht für die On-screen-Wiedergabe pathetischer Lieder in gruseligen Rüschentrashkostümen drauf, die zwar den Niedergang der Band hervorragend verdeutlichen. Weniger schlechte Musik hätte dem Film aber wohl trotzdem gut getan und ein bisschen mehr Kurzfassen wäre dem Film insgesamt ohnehin nicht abträglich gewesen...
Nach einer recht subjektiven Umschau im sonstigen Programm werde ich wohl vor allem auf einige Queerfilmchen hoffen:
z.B. "Ground Walk" [OT: You yuandi] (von Gilitte Leung; Hong Kong 2005), "Spider Lilies" [OT: Ci qing] (von Zero Chou; Taiwan 2007), "Over the Lezbow" (von Zin-Young Choi; Korea 2007); "Women 50 Minutes" [OT: Nüren 50 fenzhong] (von Shi Tou; China 2006).
Daneben gibt es einige Filme über Arbeitskämpfe, die einen Blick wert sein dürften: "We Are Not Defeated!" [OT: Urideul eun chonguipada] (von Hye-Ran Lee; Korea 2006) sowie "Nogada - Construction Worker" [OT: Nogada] (von Mire Kim; Japan/Korea 2005).
Zudem bietet das Festival eine Möglichkeit Momoi Kaoris Regiedebut "Faces of a Fig Tree" [OT: Ichijiku no kao] (Japan 2006), das im diesjährigen Forum des jungen Films der Berlinale lief, erneut zu sehen. Mit zunehmenden Abstand scheint mir meine Unzufriedenheit mit dem Film eher meiner Übermüdung während des Festivals geschuldet, als dem Film selbst. Insofern auch ein kleiner Tipp...
Etwas mehr Infos gibt es auf der Festivalseite und der Programmseite des Arsenals. Beide Seiten bieten leider bislang nicht allzu üppige Infos. Vielleicht wird das ja noch besser...
Bildnachweis
Die Bilder entnehme ich bis auf "Love conquers all" dem Pressematerial. Das Bild zu "Love conquers all" entstammt dem Blog der Produktionsfirma.
Nachtrag:
für einige zusätzliche Hinweise und Korrekturen von Missverständnissen meinerseits danke ich Sun-ju Choi.
orcival
8. September 2007
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gefangen in Bildern der Kamera
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orcival
4. September 2007
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Kalender
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Wie wenige Regisseure neben ihm prägte Renoir die Geschichte des französischen und des europäischen Kinos über viele Entwicklungen des Films und der Filmsprachen hinweg; vom Stumm- zum Tonfilm und von schwarz-weissen Bildern zur üppigen Farbenfreude der späten Filme, in nahezu jeder Technik, die zwischen 1920 und 1960 erfunden wurde, hat Renoir gearbeitet.
Die Filme Jean Renoirs zu sehen, diese Anmassung zu einer Würdigung sei mir gegönnt, heisst jedoch immer auch Ensemblefilme zu sehen; seien es die Familienproduktionen der 30er Jahre sind, die Filme, die er in den 20er Jahren für und mit seiner damaligen Frau Catherine Hessling inszenierte oder jene Beziehungen zu Schauspielern, die so viele seiner Filme aller Epochen prägten: Michel Simon in "La chienne" und "Boudu sauvé des eaux", Jean Gabin in "La Grande illusion" und "La Bête humaine" oder die grossartige Anna Magnani in "Le carosse d'or".
Sollte es - wider Erwarten - weiterer Anreize bedürfen, um für die Entdeckung dieser wundervollen Filme dieses angenehm un-altmeisterlichen Regisseur zu werben, so sei auf diese Sammlung von online-verfügbaren Texten verwiesen: klick.
Im Grunde sollte man die ganze Reihe besuchen und einzelne Termine herauszuheben grenzt ans Ungebührliche, aber wenn ich drei Filme nennen müsste, die man unbedingt sehen sollte, so wären dies m.E. "La fille de l’eau", "La règle du jeu" und "The Golden Coach / Le carrosse d’or".
Alle übrigen Termine, die ich besonders an Herzen legen möchte, finden wie immer ihren Weg in den Kalender, für den es ab heute auch eine eigenständige Kategorie gibt, so dass sich die Kalendereinträge besser mit den Blogeinträgen abgleichen lassen...
orcival
4. September 2007
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Kalender
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1) Paulas Geheimnis ist einer dieser lass-uns-mal-die-Story-kicken-is-ja-ein-Kinderfilm-Kinderfilme, die ja leider viel zu oft gedreht werden und dazu meines Erachtens viel zu heteronormativ und rassistisch, aber das kann man vielleicht auch anders sehn.
2) Wirklich fernab jeder Diskussion ist hingegen "Bis zum Ellenbogen" der das bei weiten nervigste war, was ich im letzten halben Jahr gesehen hab. Ein Drehbuch, das so schlecht ist, dass man hofft, es habe wenigsten nie existiert und trotz guter Schauspieler wie Jan Josef Liefers eine zähe Darstellerei, dass es echt keine Freude macht, 90 Minuten Leinwand-Beflimmerung zu ertragen: bloss nicht angucken!
Weil ich also nicht recht was gesehen hab, was der Empfehlung wert wäre, ein paar Tipps aus dem Kinoangebot der Programmkinosparte. Die Tipps fürs Kino gelten leider erstmal nur für Berlin, aber vielleicht finden einige der Tipps ja ihren Weg auch woandershin...
orcival
4. September 2007
(4 Shpiels)
gefangen in Bildern der Kamera
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PS: auch wenn die Programme alle frei verfügbar sind, finden sich hinter den meisten der Links Paypal-BUttons o.ä. um Spenden abzugeben. Dazu sei an dieser Stelle ausdrücklich ermuntert!
orcival
4. September 2007
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Annonciertes
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der Film scheint mir die Punkbewegung der DDR als vollkommen abgelöst von der Punkbewegung ausserhalb der DDR darzustellen. Und damit gerät die Darstellung in das Fahrwasser einer Logik a la "Rebellion gegen böses System - böses System kollabiert - Rebellion überflüssig". Schwer zu sagen, ob das so stimmt oder ob es zumindest weitgehend so wahrgenommen wurde, aber das scheint mir doch die Historisierung zu sein, die der Film angeblich auch hinterfragt.
Das Verhältnis zu Punkbewegungen ausserhalb der DDR oder auch die Veränderungen in Themen, deren die Rebellion sich scheinbar nur bediente (in der Besprechung hatte ich beispielhaft die Sexualpolitiken genannt), dürften aber aufschlussreicher sein, wenn es dem Film um die Fernwirkung des Phänomens zu tun ist. Eben das scheint aber nicht so zu sein.
orcival
26. August 2007
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