Dank archive.org kann man den Clip immer wieder bewundern: lad mich bitte runter!
orcival
3. August 2007
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Seamless World of Animation and Comics
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16 Tote, bis zu 90 Verletzte und 4000 Verhaftungen - diese Bilanz lässt erahnen, was für ein Schock das Attentat selbst und die folgende Repressionswelle waren.
Als direkte Reaktion auf das Quasi-Zusammenbrechen der italienischen 68er-Linken unter der Repression in Folge dieses Attentats und in der Folge der legendären Streiks im Fiat-Werk Mirafiori gründete sich die Gruppe Lotta Continua (Fortgesetzter Kampf/ Der Kampf geht weiter). LC wurde zu einer der bestimmenden Kräfte für die Entwicklungen im Italien der 70er Jahre.
Seit einiger Zeit nun geistert im Zusammenhang dieser beiden Punkte nun eine kleine Filmsensation über italienische Seiten: Pier Paolo Pasolini (meist kurz: PPP) hatte nämlich in der Zeit zwischen Ende 1970 und 1972 in Zusammenarbeit mit LC einen Film über das Attentat auf der Piazza Fontana gedreht. Der Film beginnt mit den - gelinde gesagt - Ungereimtheiten der Ermittlungen (auch dies ein Vorgriff auf die Jahre, die folgen sollten) und bereitet dann das gesamte Panorama der Probleme aus: schlechte Arbeitsbedingungen, die bürgerkriegsähnlichen Kämpfe um Reggio Calabria und das Erbe der Resistenza.
Mit "12 dicembre" liegt also endlich eine Art filmisches Selbstzeugnis vor, das der Entdeckung harrt. Denn bisher wäre man darauf angewiesen, die Kämpfe in Italien durch die Brille des RAI-Journalisten Ugo Gregoretti zu sehen. Diese Filme sind sehr gut und sehr verdienstvoll, aber beschränken sich mehrheitlich auf die 60er Jahre.
Den Film gibt es auf Italienisch runterzuladen. Wenn ich das recht verstanden habe, auf legalem Weg. Sollte ich mich hierin irren, bitte ich um Mitteilung. Der Link würde dann sofort gelöscht.
12 dicembre Allerdings lassen schon die Bilder erkennen, dass es um die Bildqualität des Films nicht zum Besten steht.
Literatur:
Dass es auf Deutsch leider quasi keine Literatur zu LC gibt und sich der deutsche RAF-fixierte Blick immer wieder auf die Avantgarde-Macker von den Brigate Rosse beschränkt, hatte ich hier schon beklagt. Wer Italienisch liest, sei auf Aldo Cazzullo "I ragazzi che volevano fare la rivoluzione" verwiesen.
Serhat von Kanak Attak hat in einigen Texten auf die Bedeutung von LC für die migrantischen Kämpfe in der BRD der 70er Jahre hingewiesen. Am kompaktesten hier (auf der Seite sind dann auch die weiteren Texte verlinkt.)
Zum Attentat auf der Piazza Fontana selbst, ist das meines Wissens sinnvollste Buch, das man auf deutsch lesen kann Luciano Lanzas "Bomben und Geheimnisse - Geschichte des Massakers von der Piazza Fontana" (erschienen in der Edition Nautilus).
Den Hinweis auf den Film verdanke ich dem Archivio '900 und der Seite zum Film des Fondo Pasolini.
Und schliesslich gibt es vom immer wieder gern empfohlenen Online-Politlied-Archiv ildeposito.org den Song Piazza Fontana [Luna Rossa] zum runterladen. Hier gibts zudem den Text (auf Italienisch).
orcival
3. August 2007
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gefangen in Bildern der Kamera
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Erst die Androhung eines Sommerinterviews von Politprediger Peter Hahne mit der flattertuchtragenden Unerträglichkeit Claudia Roth zu senden und als dann Hahne vor einer Brunnenfigur, die im Hintergrund Wasser kotzt, das sagt doch irgendwie alles, oder?
orcival
3. August 2007
(0 Shpiel)
Diese Welt macht mich kichern
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Das entnehme ich zumindest dem Nachruf, den der Filmnachrufbeauftragte der SZ auf Antonioni verfasst hat. Auf diesen Nachruf hat mich der nette Mensch vom Japankino hingewiesen...
orcival
3. August 2007
(0 Shpiel)
gefangen in Bildern der Kamera
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(statt zweier schwarz-weiss Fotos)
Anstatt nun also einen Beitrag zu schreiben, der versucht, die Bedeutung der beiden für "das Kino" oder "den Film" zu beleuchten, vielleicht einfach einige Blitzlichter warum ich die beiden, Antonioni vielleicht noch etwas mehr als Bergman, für jede(n), der sich für Film zu begeistern weiss, nach wie vor für relevant halte.
Ich habe Bergman erst recht spät - vor etwa 2 Jahren - für mich entdeckt. Vorher hatte ich durchaus Filme von ihm gesehen, aber wie es gute Bücher gibt, die man zwei- oder dreimal halbgelesen wieder weglegt, so gibt es bei mir auch immer wieder Filme, die ich erst beim Wiedersehen oder zu einem bestimmten Zeitpunkt schätzen kann. "Persona" war so ein Film für mich. Während ich vorher wenig bis gar nichts mit dem Genre des Psychogramms anfangen konnte, hat dieser und einige der Filme Bergmans, die ich,auf den Geschmack gekommen,im Anschluss gesehen habe, dass es fruchtbar möglich ist, aus psychischen Konstellationen Filmhandlungen zu gewinnen, die der Spannung nicht entbehren.
Im Falle Antonionis verdanke ich den Anstoss zur Beschäftigung Umberto Ecos Klassiker "Das offenen Kunstwerk". In diesem Buch, das zwischen den Polen der Malerei Jackson Pollocks und der erfundenen Literaturwelten von Joyce gründet, verweist Eco mehrfach auf Antonionis italienische Filme der frühen 60er Jahre. Diesen Filmen, unter ihnen Klassiker wie "L'avventura", "Il grido", "La notte", "L'eclisse" und der hierzulande etwas unbekanntere "Deserto rosso", eignet eine Seltsamkeit der Stimmung, die sich jedoch des formalen ästhetischen offen-sichtlichen Experiment vollkommen enthält und die Gespanntheit der Bilder und Einstellungen in den Dienst einer revolutionierten Narrativität stellt.
Antonioni, der wie die grossen Namen des Neorealismus an den Centri Sperimentale della Cinematografia ausgebildet wurde, gebührt das Verdienst, dem italienischen Film nach dem Neorealismus etwa eines de Sica für einige Jahre eine ruhige konzentrierte analytische Schärfe gegeben zu haben. Mit dem Erlebnis Antonionis im Kopf, erstaunt es mich immer wieder, wievieler Menschen Kenntnisse von italienischem Film sich auf den Neorealismus beschränken.
Gerade wenn man die Entwicklung von den frühen Filmen wie "Nettezza urbana" (1948), "Roma-Montevideo" (1948) und Antonionis Erstling "Gente del Po" (1943) hin zu den Filmen der 60er Jahre betrachtet, lassen sich die Berührungspunkte und Unterschiede Antonionis zu und mit den verschiedenen Autoren des neorealistischen Films erkennen. In schlicht gestrickter aber vielleicht lässlicher Vereinfachung könnte man sagen, dass es den Autoren des Neorealismus um die Sichtbarmachung individueller, von Individuen erlebter Geschichte zu schaffen ist mit dem Ziel einer Geschichte von unten. Antonioni geht es hingegen um Verhältnisse. Nicht jedoch in jenem reduktionistischen Sinne, wie das Wort in der Zeit der politischen Bewegungen ab Mitte der 60er Jahre gebraucht wurde, sondern um eher um das Ausloten von Positionen und Wechselwirkungen. Zwischen Menschen, zwischen Mensch und Raum, zwischen Menschen und den Entwicklungen, die um sie herum geschehen. Menschen sind, mehr als die erleidenden Individuen des Neorealismus Subjekte, die in den bisweilen absurden Settings zu agieren gezwungen sind.
Es ist in diesen Sinne, das ich etwas enttäuscht war, als beispielsweise die Tagesschau ihren Nachruf auf Antonioni ausschliesslich mit "Blow Up" und "Zabriskie Point" bestritt. Beide (und "Zabriskie Point" mehr noch als "Blow Up") scheinen mir jedoch eher weniger komplex und filmisch konsistent umgesetzt als Antonionis frühe Filme. "Blow Up" immerhin scheint mir, was den hilflosen Zwang zum Handeln angeht ein Bindeglied zu sein.
Antonioni wie Bergman scheinen mir gezeigt zu haben, wie erfolgreich Kino sein kann, das nicht mainstreaming sein will, ohne sich alle naselang künstlich davon zu distanzieren. Die Lücke im Eintreten für die Ruhe und Intensität der Erzählung, die die beiden hinterlassen, wird nun nur noch von Theo Angelopoulos markiert. Dessen zuletzt weniger überzeugende Filme allerdings lassen viel Platz.
PS: Während ich dies gerade zuende schreibe, flattert (können Feedabos flattern?) mir gerade diese berechtigte Philippika herein... Vielleicht ist der Post ja eine kleine Erwiderung darauf.
orcival
2. August 2007
(1 Shpiel)
gefangen in Bildern der Kamera
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