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aufsmaulsuppe

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New Arab Cinema
Weil ich erst jetzt dazu gekommen bin Sarahs letzte Einträge zu den Journées Cinématographiques de Carthage zu lesen, dachte ich, ich nutze die Gelegenheit auf Malek Khourys recht lesenswerten Aufsatz zu Origins and patterns in the discourse of new Arab cinema hinzuweisen.
Khoury unternimmt es darin, einige Linien in den arabischen (vor allem den Maghreb-) Kinos seit Mitte der 90er Jahre auszuweisen und diskutiert - wie ich finde recht anregend - mögliche Lesarten.

orcival 28. November 2006 (2 Shpiels) gefangen in Bildern der Kamera
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Mograbi talks


Wer das hier interessant fand, wird sich vielleicht freuen, zu hören dass es hier ein sehr ausführliches und interessantes Interview mit Avi Mograbi gibt, das Rosanne Altstatt anlässlich des Filmworkshops (und des dazu gehörigen Readers) "Avi Mograbi: (fictional) Documentary" im Edith-Russ-Haus für Medienkunst geführt hat.

Teil 1
Teil 2

orcival 28. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Sherlock Holmes III:
Sherlock Holmes and the Voice of Terror
Der Film beginnt dramatisch: Grossbritannien wird von einer Reihe von Terroranschlägen auf kriegswichtige Orte erschüttert, zu denen sich die Nazis jeweils in einer hämischen Radiosendung bekennen und die britische Bevölkerung zur Kapitulation auffordern.

Gegen den Willen des Sicherheitsrats wird nun Sherlock Holmes hinzugezogen, um dem Einhalt zu gebieten. Das erst was an Sherlock Holmes and the Voice of Terror von 1942 auffällt, ist die Texteinblendung am Anfang, in der die Übertragung der Figur des Holmes in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts gerechtfertigt wird. Die zweite Auffälligkeit ist die Ironie mit der Holmes' Deduktionen persifliert werden oder ins Absurde überhöht, mit anderen Worten Holmes fungiert in diesem Film - und das macht viel von seinem Charme aus - als Mythos.
Das unterscheidet im Übrigen auch diesen "Kriegs-Holmes" von dem direkt folgenden "Sherlock Holmes and the Secret Weapon".


England is at stake!

Um den politisch hoch brisanten Fall aufzuklären braucht Holmes die Hilfe der Londoner Unterwelt, die sich zunächst unwillig zeigt, aber nach einer deftig-nationalpathetischen Rede Feuer und Flamme ist, zur Sicherheit Grossbritanniens beizutragen.
Die immer wieder benutzten Reden, seien es die von Holmes oder die seiner Gehilfin Kitty, in denen die liberalen Werte Englands mit den Grausamkeiten der Nazis konfrontiert werden, mögen heute etwas platt erscheinen, dennoch waren es genau diese Freiheiten, die es damals gegen die Deutschen zu verteidigen galt.



In der Art wie die Zuarbeiter der Nazis auf englischem Boden gezeichnet werden, ist der Film übrigens äusserst spannend und hochaktuell; der Spion Mr. Meade ist als grössenwahnsinniger blutrünstiger Sadist gezeichnet. Eine Karikatur, die jedoch im höchsten Maße geeignet ist, die Bedrohung mit persönlicher Antipathie zu verbinden, während der eigentliche Kopf der Nazi-Zelle ein über 20 Jahre als Schläfer herangezüchteter Deutscher Geheimdienst-Offizier ist. Dies ist umso interessanter als der Zeitraum von 20 Jahren en passant die Kontinuität faschistischer Kreise vor dem Machtantritt der Nazis betont.


Was bisher geschah:
Sherlock Holmes I: Sherlock Holmes der Proto-Superheld

Sherlock Holmes II: Sherlock Holmes and the Woman in Green

Sherlock Holmes III: Sherlock Holmes and the Voice of Terror

orcival 25. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Die Filme des Avi M.
Kleine Einleitung

Ich dachte es wäre nun vielleicht doch mal an der Zeit mit dem anzufangen, was ich langlang zuvor angekündigt hab. Euch mit der Nase auf einige viel zu wenig beachtete und bisweilen schwer in die Griffel zu kriegenden Filme aus good old Israel zu stupsen.
Also: let's stups...

Einige der klügsten Filme, die man aus Israel sehen kann stammen von Avi Mograbi, dessen Filme vor allem der späten 90er Jahre und frühen 2000er Jahre überhaupt zu den besten Mischformen aus Dokumentarfilm gehören, die ich kenne.

Die drei Filme aus dieser Zeit "How I Learned to Overcome My Fear and Love Arik Sharon" von 1997, "Happy Birthday, Mr. Mograbi" von 1999 und "August" von 2002 sind neuerdings alle auf einer DVD-Komplilation von arte erschienen und damit erstmals nicht nur direkt von Avi zu kaufen.

Die Filme sind alle so aufgebaut, dass Elemente von Footage, das Mograbi im Rahmen seiner Arbeit für das israelische Fernsehen bzw. Alltagsaufnahmen, die extra für den Film gemacht wurden mit Szenen gemischt und konfrontiert werden, die Mograbi als One-Man-Schauspielteam bestreitet.

How I learned to overcome my fear and love Arik Sharon


In "How I learned to overcome my fear and love Arik Sharon" entsteht dabei ein Bericht über Mograbis Versuch als linker politischer Filmemacher einen Film über den Mann zu machen, der ihn sein ganzes Leben lang begleitet hat und dieses bisweilen sogar entscheidend beeinflusst hat - einen Film über Sharon.

Der Film beeindruckt durch die Ehrlichkeit, mit der er die Veränderungen in der Haltung des Filmemachers zu seinem Gegenüber dokumentiert. Gleichzeitig ist nie klar, was davon Mograbi als Mograbi ist und was Mograbi in seiner Rolle als neutraler Dokumentarfilmer ist.
So kulminert der Film in einem Besuch Mograbis bei einer Wahlkampfveranstaltung des Likud, auf der eine okskure Band umgetextete Coverversionen unter anderem von "No woman, no cry" singt und Mograbi dazu Karaoke-rockt.



Eine ebenso virtuose wie unterhaltsame Reflektion über die Rolle des Dokumentarfilmers. Und gleichzeitig ein ebenso beeindruckendes wie vollkommen subjektives Dokument über die Stimmung in Israel im Wahlkampf nach dem Mord an Rabin.

Happy Birthday, Mr Mograbi

Der zweite Film in dieser "Reihe" ist "Happy Birthday, Mr Mograbi". 1998: Just zum 50jährigen Jubiläum Israels fallen Unabhängigkeitstag und Mograbis Geburtstag zusammen. Zu allem Überfluss ist der Tag auch noch die Deadline für die Übergabe eines Hauses, das Mograbi bauen lässt, aber schon verkauft hat. Ein Haus, das auf Boden steht, der ihm nur teilweise rechtmässig gehört.

Leider hängt der Film an dieser Story, das etwas plump geratene Gegeneinanderschneiden von Szenen mit der Suche nach palästinensischen Siedlungen in Israel und den Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten zum Jubiläum der Staatsgründung, auf.

(Beim Thema Spurensuche muss ich im Augenblick immer an den sehr mässigen Route 181 denken, der dass in ganz unerträglicher Weise auch unternimmt... Vielleicht schreib ich ja mal einen ausführlichen Verriss...)

"Happy Birthday..." ist der offen politischste Film dieser Art bisher, denn obwohl er "August" und auch "How I learned to overcome my fear and love Arik Sharon" durchaus ähnelt, gehen die beiden anderen Filme doch eher von einer innerisraelischen Kritik aus, während "Happy Birthday..." seine Kritik aus der Konfrontation der israelischen mit der palästinensischen Geschichte gewinnt. Das ist wie gesagt politisch legitim, führt aber zu einem wenig differenzierten Film.

August: A Moment Before the Eruption


In "August: A Moment Before the Eruption" vertritt Avi Mograbi auf äusserst amüsante Weise die These, dass es schlicht unmöglich sei, nicht den Verstand zu verlieren, sobald in Israel das Kalenderblatt auf den Monat August wandert.
Durchgeknallte Spinner bevölkern die heissen Strassen allerorten, laufen Amok oder folgen schlicht ihrem kruden Beamtenalltag.

Zwischen alledem ein Filmemacher, der erstaunlicherweise ebenfalls Avi Mograbi heisst, und dessen Frau (diese beiden und alle sonstigen Rollen anmutig übernommen von Avi Mograbi).
Der Reiz des Films besteht in seiner Kombination von amateurhaft gedrehter Alltagsdokumentation mit überdrehten Spielszenen. Bisweilen weiss man nicht, was unglaublicher ist - der Alltag oder die Spielszenen.
Anders als etwa in "How I Learned to Overcome My Fear and Love Arik Sharon" fehlt Mograbi ein wenig der Counterpart, den er selbst in der Rolle seiner Frau nur eingeschraenkt ausfüllt.
Das offene Rollenspiel gibt dem Film eine offenkundigere Komik als sonst, die passt allerdings sehr gut zu dem allgemeinen Wahn-Witz des Films.

"August..." ist gegenüber etwa "How I learned..." eine stärker auf die Frage nach der Autorenschaft ausgerichtete Reflektion. Dreht sich der Film quasi selbst oder ist er das Ergebnis eines bewussten Prozesses...

Wait, it's the soldiers, I have to hang up now...


Von den drei auf der Edition enthaltenen Kurzfilmen ist "Wait, it's the soldiers, I have to hang up now..." der bei weitem gelungenste. In angenehm unaufgeregter, lakonischer Weise ist der Film ein Kommentar auf die Situation, was tun, wenn man mit einem Freund telefoniert, in dessen Wohnugn gerade eine Haussuchung stattfindet. Telefonieren, abwarten, fernsehen und später eine rauchen klingt wie ein Plan...

(kleiner Hinweis: die Texte gehen teilweise auf Besprechnugen der Filme zurück, die ich für woanders geschrieben hab. Sind aber alle nochmal überarbeitet.)

orcival 25. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Sherlock Holmes II:
Sherlock Holmes and the Woman in Green
Im Grunde genommen ist Sherlock Holmes and the Woman in Green von 1945 einer der uninspirierteren Holmes-Fälle. Regie führte dabei Roy William Neill, der zuvor solch unsterbliche Werke wie Frankenstein Meets the Wolf Man hervorbrachte.



Der Fall in "The Woman in Green" ist eigentlich simpel. Über London verstreut werden Frauen ermordet und jedem der Opfer wird ein Finger abgeschnitten. Das soll natürlich durchaus als Anspielung auf das Ripper-Thema gelten, was denn auch mindestens zwei Mal im Film explizit thematisiert wird. Zum einen wenn Holmes die Unterschiede zwischen dem vorliegenden Fall und den Rippermorden zusammenfasst und konstatiert, im aktuellen Fall habe man es nicht mit einem Verrückten, sondern einem genialen Verbrecher zu tun. Wer also? Richtig, Moriarty. Die zweite Anspielung liegt in Holmes moralinem Schlusswort, endlich könnten Londons Frauen sich wieder sicher fühlen. Das ist doch mal das geballte Auftreten von Angstmythen und gegenderten Räumen par excellence. Judith Walkowitz wäre stolz auf Rathbone.



Nach dieser Aufzählung was alles nicht überrascht nun aber die positiven Seiten: zumindest in Hinsicht auf populäre Vorstellungen von Hypnose und die damit verbundene Frage, wie denn Verantwortlichkeit in Fällen von Verbrechen, die unter Hypnose begangen wurden, zu bewerten sei, ist der Film hoch interessant.
Die Diskussion über Verantwortlichkeit und Hypnose dürfte wohl verbunden sein mit den etwa zeitgleichen Fragestellungen über Zurechnungsfähigkeit und soziale Ursachen, Kontexte von Verbrechen, wie sie etwa auch in Le crime de Monsieur Lange oder M-eine Stadt sucht einen Mörder angerissen werden.

zu M-Eine Stadt...
The Artist and the Killer: Fritz Lang’s Cinema of the Hand von Joe McElhaney Stanley Kauffmanns Essay zur Criterion Ausgabe von M.

Wers etwas billiger mag als bei Criterion kann den kompletten Film hier bei archive.org umsonst und legal runterladen.

Monsieur Lange
Hier eine Besprechung des Films und hier ein Auszug aus Martin O’Shaunghnessy Buch "Jean Renoir"

An dieser Stelle generell den Hinweis auf das lesenswerte Online-Buch Dokument des Grauens


Was bisher geschah:
Sherlock Holmes I: Sherlock Holmes der Proto-Superheld

Sherlock Holmes II: Sherlock Holmes and the Woman in Green

Sherlock Holmes III: Sherlock Holmes and the Voice of Terror

orcival 21. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Sherlock Holmes I:
Sherlock Holmes der Proto-Superheld


Als Basil Rathbone begann Sherlock Holmes zu verkörpern, war Holmes natürlich längst ein Mythos. Aber es ist Rathbone hoch anzurechnen, dass die Mischung von an Conan Doyle angelehnten Drehbüchern mit bisweilen sehr aktuellen Themen aufging. Etwa in den 2. Weltkriegsfällen Sherlock Holmes and the Voice of Terror und Sherlock Holmes and the Secret Weapon.
Fairerweise muss man überhaupt weniger von Rathbones Verkörperung von Holmes reden, als vielmehr der Verkörperung des Duos Basil Rathbone/ Nigel Bruce in den Rollen von Holmes und Watson.

Als Krimibegeisterter heisst Sherlock Holmes noch einmal lesen immer auch, den frühen Klassiker einer Richtung von Krimis zu lesen. Und nicht umsonst war es vorrangig Holmes und nicht etwa Poes Dupin oder Gaboriaus Lecoq, der die Quelle vieler theoretischer Überlegungen zu Interpretationsverfahren darstellte, von Carlo Ginzburgs klassischem Essay über die Arbeiten von Eco und Sebeok zur Holmes'schen Methode, um nur einige prominente anzuführen.



Ein Punkt der in der Literatur erstaunlich wenig herausgestellt wird, ist übrigens die Nähe solcher Charaktere wie Holmes zu den späteren Superhelden. Vor allem wenn man das antagonistische Duo Holmes-Moriarty betrachtet.
Für diesen Übergang vom "Superdetektiv" zum Superhelden ist Rathbones Verkörperung auch insofern ein gutes Beispiel, als er vor allem in eben den Fällen, die bewusst im 2. Weltkrieg verortet sind, auch die moralische Botschaft transportiert, die im amerikanischen Gegenstück bereits von Superhelden vermittelt wird.
Eine andere Figur, die den Übergang Detektiv-Superheld illustirert ist übrigens Will Eisner's "The Spirit".


Was bisher geschah:
Sherlock Holmes I: Sherlock Holmes der Proto-Superheld

Sherlock Holmes II: Sherlock Holmes and the Woman in Green

Sherlock Holmes III: Sherlock Holmes and the Voice of Terror

orcival 17. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Foxy Brown and Blacula


Wenigen Filmen gelingt es politisches Statement und Unterhaltsamkeit unter einen Hut zu bringen. Zwei Filmen denen das definitiv gelingt, sind der Klassiker "Foxy Brown" und - etwas mehr untergegangen - "Blacula".

Im ersten Falle zeigt sich vor allem im Vergleich mit dem durchaus ähnlich angelegten "Cleopatra Jones" (und ich rede jetzt vom ersten - noch nicht so stark Kung-Fu-gekreuzten Teil) wie in vielen Szenen Facetten der Unterdrückung angesprochen werden. Aus heutiger Sicht wirkt "Foxy Brown" dadurch bisweilen etwas episodesk, aber gerade dieser sprödere Aufbau macht einige der Vorzüge gegenüber dem wesentlich angepassteren Cleopatra Jones aus.

Selbst in der Frage eventueller sexistischer Klischees ist Cleopatra Jones wohl wesentlich kritischer zu sehen. Und zwar weniger aufgrund der Figur selbst, als vielmehr wegen des dauernden Hagels dümmlich, klischeehafter Kommentare von männlichen Randfiguren. Und einige klischeehafte Verhaltensweisen betreffen auch die Zeichnung der Figur von Cleopatra selbst, so beispielsweise wenn sie sich aus schleierhaften bzw fadenscheinigen Gründen gegen Ende den Wickelrock von den Beinen reisst. Gähn.

Foxy Brown hingegen schafft durchaus eine spannende Story mit Powerfrau zu erzählen. Und zwar eingebettet in einen Hintergrund politischer Fragestellungen, die überraschen, wenn man sich vor Augen ruft, dass der Film zumindest auch als kommerziell erfolgreich angelegt wurde.



Wie sehr Foxy Brown/ Pam Grier die Rolle der schwarzen Powerfrau prägte, liesse sich auch belegen, indem man auf Horace Ovés famosen Pressure von 1976 verweist. In diesem -britischen (!)- Film, agitiert Sheila Scott-Wilkenson als amerikanische Aktivistin kräftig unter den Briten.



Blacula müsste eigentlich allenthalben als einer der besten Filme aus dem Umfeld der "Blaxploitation" gelten. Aber irgendwie hat das wohl nicht sollen sein und auch die bestehende recht passable DVD-Edition hat am Dornröschenschlaf dieses Films nicht viel geändert.

Dabei ist Blacula technisch gut gemacht und mit einem grossartigen, den Film wunderbar begleitenden Soundtrack von Gene Page versehen, übersetzt Blacula den klassischen Draculastoff ins Amerika der 70er Jahre. Das mag zunächst eher cheesy klingen, aber nicht zuletzt dank William Marshalls grossartiger Darstellung der Titelrolle ist der Film mehr als nur Genreadaption.

Ressources:

Trailer

Daywalkin' Night Stalkin' Bloodsuckas - Black Vampires in Contemporary Film von Frances Gateward

in derselben Ausgabe von genders findet sich auch der sehr lesenswerte Aufsatz von Patrick Gonder: Race, Gender and Terror Race, Gender and Terror: The Primitive in 1950s Horror Films

orcival 15. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Ägyptisches Kino:
Ali Badrakhan: Al-karnak

Der Übergang von Nasser zu Sadat Anfang der 70er Jahre darf wohl mit einigem Recht als der Moment gelten, in dem viele Weichenstellungen getroffen wurden, die teilweise bis heute fortwirken.

Gewissermassen begann nämlich mit Sadat der Normalfall der ägyptischen Gesellschaft und Politik. Während unter Nasser, auch im Kontext einer (post-)kolonialen Politik ein starkes Hantieren mit einem ägyptischen Nationalismus einerseits und einem arabischen andererseits üblich war, blieb unter Sadat nach dem Bröckeln und Zerfallen des eigentlichen Panarabismus nur das zwiespältige Verhältnis zwischen Ägypten und den anderen arabischen Staaten. Zwiespältig insofern sich Ägypten mit wechselnden Nuancierungen und unter Verweis auf die alten Ägypter als eigenständige Kulturnation versteht, gleichzeitig aber in der Tagespolitik sich durchaus als arabische Grossmacht versteht.


Eben in dieser Umbruchsituation ist Ali Badrakhans Film "Al-karnak" angesiedelt. Der Film beginnt - auch dies Teil des Umbruchs - mit dem Oktoberkrieg/Jom-Kippur-Krieg. Dieser stellte nach der blutigen Nase, die sich die arabischen Staaten im Junikrieg/Sechs-Tage-Krieg geholt hatten (und unter den ärabischen Staaten hatte sich Ägypten vielleicht die blutigste Nase geholt), das nationale Selbstwertgefühl wieder her. In gewisser Hinsicht war es dieser seltsame Krieg, der den Weg für das Friedensabkommen mit Israel 1979 ebnete. Der Film nun setzt ein mit dem Vorstossen der ägyptischen Armee und dem nationalistischen Jubeltaumel, der ausbricht. Nur einer kann sich nicht recht freuen - Ismail. Als Ismail (Nour El Sherif) sich als Arzt beim Militär meldet, wird er zunächst abgewiesen. Er erkennt jedoch seine ehemalige Verlobte Zainab (gespielt von der famosen Souad Hosny ) wieder und diese setzt sich für ihn ein. Um dabei Erfolg zu haben, muss sie jedoch Ismails Lebensgeschichte - und Teile ihrer eigenen - erzählen.
Beide gehörten nämlich zu einer Gruppe von Studenten, die in die Mühlen der berüchtigten Sicherheitspolizei unter Nasser gerät.

Trotz seiner etwas übermässigen Länge (140 min) ist der Film in vielerlei Hinsicht spannend. Zum einen, weil der Film neben den noch heute erschütternden Folterszenen sich dank der Romanvorlage von Nagib Machfus eher dafür interessiert, was mit den Zainab, Ismail und den anderen geschieht, nachdem sie wieder frei sind.; wie sich ihr Leben vollkommen verändert hat und sie einander nicht mehr ertragen - bis zu jener nationalen Katharsis von 1973.
Zum anderen, weil er in den Szenen, die die Strasse in der Ismail und Zainab wohnen zeigen, viele Spannungen und Konfilktlinien der ägyptischen Gesellschaft der 60er/70er Jahre zeigt. So liegt Zainabs Vater im Dauerclinch mit einem Händler, der ein Auge auf Zainab geworfen hat, worauf dieser nur auf Zainabs Bildung verweist, die sie für den erfolgreichen, aber ungebildeten Händler unerreichbar mache.
In diesen Szenen ist der Film natürlich auch wegen der Rolle der Zainab interessant, die beinahe stärker als ihre männlichen Kommiltonen für den Rollenwechsel steht, der sich mit der Lösung aus der kolonialen Abhängigkeit verband.

Abschliessend sei auf die zwei mir bekannten Texte verwiesen, die sich mit dem Film und seinem Kontext befassen.
Dies ist zum einen Kristina Bergmann in ihrem - ohnehin empfehlenswerten - "Filmkultur und Filmindustrie in Ägypten" auf den Seiten 164ff, sowie das Buch von Michael Lüders "Gesellschaftliche Realität um ägyptischen Kinofilm. Von Nasser zu Sadat (1952-1981)" auf den Seiten 212ff. In dem Buch von Lüders bekommt man übrigens mal wieder vor Augen geführt, dass Fernsehauftritte als Experte nicht immer als Karriere gelten dürfen.

Wen das Thema Oktoberkrieg/ Jom-Kippur-Krieg weiter interessiert, sei auf Amos Gitais "Kippur" verwiesen.

Eine recht ernüchternde Bilanz der Fernwirkung Sadat für das israelisch-ägyptische/ (arabische) Verhältnis zieht
dieser Artikel aus Haaretz

Erhältlich ist Al-karnak beispielsweise hier

orcival 13. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Zum 100sten


Anlässlich des 100sten Geburtstages von einer der ganzganz grossen des frühen Films, die Rede ist natürlich von Louise Brooks, lass ich es mir nicht nehmen auf diverse Veröffentlichungen hinzuweisen.
Als da wären - zum einen ein recht umfassender Würdigungsartikel hier, dann hier die Louise Brooks Society und schliesslich The Girl in the Black Helmet von Kenneth Tynan.



Einen kleinen Eindruck wie sehr Brooks noch immer beeindruckt geben vielleicht die folgenden Beispiele: zum einen eine Comic-Kurzbiographie von Ivan Brunetti, zum anderen zwei Video-Hommagen

Lulu Project 1
Lulu Project 2, Brooks wohl immer noch bekanntester Film Die Büchse der Pandora und schliesslich das Video zu dem OMD Song Pandora's Box

orcival 12. November 2006 (0 Shpiel) gefangen in Bildern der Kamera
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Gerade entdeckt
Sarah verweist auf ihrem gar nicht hochgenug zu schätzenden Blog auf einen Artikel, den sie für Film-Dienst 20/2006 über iranische Frauen geschrieben hat. Go and read...

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