
Anlässlich des 60ten Geburtstages von Eugenio Bennato (den man bitte nicht mit seinem Bruder Eduardo verwechselt) dachte ich, ich könnte mal ein Länzchen brechen, vor allem angesichts des - das Wortspiel sei verziehen - keimenden Lenzes, für diesen wirklich wunderbaren und doch hierzulande unbekannt bis unterschätzten Cantautore.
Bennato ist aus mindestens zwei Gründen eine Entdeckung wert: zum einen weil er 1969 die NCCP (Nuova Compagnia di Canto Populare) mitgegründet hat, eine der damals recht zahlreichen Combos, die sich irgendwo zwischen ethnographischer Forschung und politischen Interessen für die musikalische Traditionen zu interessieren begannen. Zum anderen weil sich die NCCP und Bennato, der diese schon 1976 wieder verliess, um mit Musicanova eine neue Combo zu gründen, neben der "Wieder-"entdeckung stets auch ein Herz für Klangexperimente bewahrt haben. Einige der dabei entstandenen Alben sind wahre Goldstücke wie "Brigante se more" von 1979.
In letzter Zeit hat Bennato einige Sammlungen mit traditionellen Tarantellamelodien veröffentlicht.
Dass Bennato durchaus auch ein Herz für die Unterhaltung hat, zeigt der Soundtrack, den er gemeinsam mit seinem Bruder Eduardo für den Animationsfilm "Totò Sapore e la magica storia della pizza" ("Totò Geschmack und die wundervolle/-same Geschichte der Pizza) geschrieben hat.
Seit einiger Zeit ist Eugenio Bennato mit Tarantapower, bei einem Netzwerk von KünstlerInnen umtriebig, das (mi einigen Ausnahmen) in den verschiedenen Formen, die Musik des Mittelmeers erforscht...
orcival
16. März 2007
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Nachdem ich vor einiger Zeit auf die Dictator- und die Theorycards hingewiesen hatte, möchte ich heute auf mein neustes Fundstück in dieser Sparte hinweisen: die Iran-Contra Scandal Trading Cards!
Gefunden hab ich dieses Schmuckstück auf der Seite Authentic History, die auch zu anderen Epochen wahre Schmuckstücke vorhält, unter anderem eine beachtliche Sammlung von amerikanischen Cartoons aus dem Zweiten Weltkrieg und auch einige der Cartoons finden sich auf der Seite.
orcival
14. März 2007
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Da es sonst schwer geworden sein dürfte, den Film in näherer Zeit noch mal zu sehen zu kriegen, beschloss ich mich also schniefend und hustend gestern ins Arsenal zu begeben, um Kihachi Okamotos "Nikudan" ("Human bullet") zu sehen.
Um das vorweg zu nehmen: ich fand den Film insgesamt eher zwiespältig.
"Nikudan" erzählt in teilweise durchaus als drastischen, skurillen Episoden den Einsatz eines japanischen Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges als "Lebende Bombe". Dabei stellt Okamoto die Ehrfurcht, die der Soldat, der insgesamt eher in die Kategorie armes Würstchen fällt und dessen Ausbildung vorrangig aus den damit verbundenen Hänseleien und Schikanen bestand, erntet sobald die Menschen von seiner "Mission" erfahren mit der vollkommenen offensichtlichen Sinnfreiheit des Einsatzes gegenüber.
So rennt der Protagonist erst als "Training" minutenlang mit einer sandgefüllten Dummy-Kiste durch die Dünen, um schliesslich dazu abkommandiert zu werden, in einem Fass an einen Torpedo gebunden und auf dem Meer ausgesetzt auf eventuelle feindliche Schiffe zu warten.
Als anti-patriotische Polemik funktioniert der Film erwartungsgemäss durchaus gut und in einigen Elementen gelingen Okamoto auch durchaus originelle Szenen. Dagegen stehen jedoch Szenen wie jene, in der der Protagonist durch das örtliche Bordellviertel irrt, auf der Suche nach einer Prostituierten mit der er sein "erstes Mal" erleben will und durch die aus den Fenster schauenden Prostituierten überall an die Schreckgespinste aus den Erzählungen seiner Kumpanen erinnert fühlt. Das soll lustig sein ist es aber nicht. Im Gegenteil wirken diese und jene andere Szene in der - in einen Mythos verbrämt - sich am Strand eine Art Massenvergewaltigung abspielt, einfach nur geschmacklos und ungebrochen chauvinistisch.
Dazu ist der Film insgesamt in seiner Episodenhaftigkeit zu unkonzentriertund wirkt dadurch trotz seiner vergleichsweise kurzen 116 Minuten zu lang.
Sehenswert ist "Nikudan" für dessen Produktion sich Okamoto Urlaub von seiner Arbeit mit der Produktionsgesellschaft Toho nahm und dessen Produktion er nur mit Mühen selbst finanziert hat. Wie sehr Okamoto in dem Film eigene Erlebnisse verarbeitet hat, zeigt sich in zahlreichen Details des Films angefangen beim Alter des Protagonisten, das dem Okamotos im August 1945 entspricht.

Hier findet man ausserdem ein Interview, das Peter High 1977 mit Okamoto führte.
orcival
13. März 2007
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Es ist ein seltsamer Film, den Jean Renoir da mit "La fille de l'eau" gedreht hat.
Äusserlich besteht die Handlung darin, dass Gudule (gespielt von Renoir damaliger Frau Catherine Hessling) nach dem Tod ihres Vaters, durch ihren brutalen Onkel in eine Reihe von Notlagen gestürzt wird.
Der Film ist jedoch eher eine Folge von Sequenzen als stringent verbunden.
Viele Elemente von Renoirs Filmen der 30er Jahre wie z.B. "Partie de champagne" sind in "La fille de l'eau" schon angelegt. Mit "Partie de champagne" verbindet den Film unter anderem die Art wie Renoir slapstickhafte Elemente in eine nicht-komödiantische Handlung integriert; oder auch die Art und Weise wie die Natur in die Handlung einbezogen wird.
Es überrascht, wie sehr Renoir bereits in "La fille de l'eau" Bilder von grosser räumlicher Tiefe erzeugt, obwohl ihm das Kamera-technische Mittel der Schärfentiefe für die es der stärkeren Scheinwerfer bedurfte, die erst mit verstärkten Etablierung des Technicolor Farbverfahrens entwickelt wurden, noch nicht in dem Masse zur Verfügung stand wie er es beispielsweise in "La regle du jeu" nutzt.

Kurz gesagt: Technisch ist dieser Film brilliant. Seien es die schnellen Schnitte, die in einigen Sequenzen stark den Verdacht erwecken, Eisenstein könnte hier ein Vorbild gehabt haben; sei es der sehr graphische Bilder generierende Lichteinsatz.
Vollends überwältigt von Renoirs und Jean Bachelets (Kamera) Kunst wird man spätestens in der berühmten Traumsequenz, die Gugule in einer Nacht unter offenem Himmel im Fieber durchlebt. Tricktechniken, innovativer Lichteinsatz und und und....
Der Film mag also seine Schwächen haben, was die Handlung angeht, aber die ästhetischen Qualitäten machen ihn auf alle Fälle zu Pflichtprogramm für jede(n), die/der ein Herz für die frühen Jahre des Films hat.

Der Film ist auf einer DVD erhältlich auf der sich neben "Sur un air de charleston" auch Renoirs Adaption des berühmten Märchens über das Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen "La petite marchande d'allumettes" findet.
In Renoirs Adaption nehmen die surrealen Fieberträume des Mädchens, in denen sie in der bunten Warenwelt eines Spielzeugladens lebt, während sie am Erfrieren ist eine gute Hälfte des Films ein.
Auf diese Weise verstärkt Renoir die im Märchen eher beiläufige Gegenüberstellung der Innenwelt des Mädchens mit der für sie so unerfreulichen Aussenwelt. Durch einige weitere Details vermeidet es Renoir, das Märchen zum Rührstück verkommen zu lassen.

orcival
13. März 2007
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gefangen in Bildern der Kamera
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