Und es ist schon recht interessant zu sehen, wie anders diese Disziplin in Ost und West besetzt und betrieben wurde...
orcival
17. September 2007
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Geschichtsbilder
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An einer Stelle zitiert Feltrinelli junior Enrico Filippini über den Wechsel der politischen Aktivität von den 50er zu den 60er Jahren. Das scheint mir eine passende Ergänzung zur Argumentation, dass Antonionis frühe kunstvolle, elegante Filme auch politisch einzuschätzen sind. Lange Vorrede, hier das Zitat:
"Und doch ist Kultur nicht nur ein bloßes Schlachtfeld von Problemen, ein Friedhof der Begriffe: Kultur ist das, was man uns im Gymnasium und auf der Universität gelehrt hat, oder es ist das, was man macht, um die Abgestandenen Ausdünstungen der anderen zu vertreiben. Kultur riskiert immer, subversiv zu sein... [...] Der junge Mann hat seine Tätigkeit in den finsteren fünfziger Jahren, in der Zeit des Kalten Krieges, des Neorealismus und der Erstarrung begonnen. Damals kleidete er sich als Neorealist mit einer wollenen Weste und einem x-beliebigen Hemd, das nannte man Engagement... Die neueste Ausgabe ist enschieden besser: helle Anzüge, gestreifte Hemden, phantastische Krawatten. DAs alles ist nicht eine Frage der Mode, sondern der Kultur..."
(Carlo Feltrinelli Senior Service - Das Leben meines Vaters Giangiacomo Feltrinelli, S. 222/3)
orcival
8. August 2007
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Denn was Zappa in dem Interview aus dem die Zitätchen mit den Nazis stammen anspricht scheint mir doch für die Diskussion um Progressivität und Probleme mit den Bewegungen der 60er Jahre des Lesens wert zu sein.
Hier gibts das Interview und ein bisserl drumherum.
orcival
4. August 2007
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...gibt es auf deutsch kein neueres Buch über die 70er Jahre in Italien? Denn wenn man sich nicht nur über Schwachmaten wie die Brigate Rosse informieren will, greift man da irgendwie immer auf Guido Viales "Die Träume liegen auf der Strasse" von 1979 zurück.
Und auch neuere Bücher wie Steve Wrights grossartige Theoriegeschichte des Operaismus "Den Himmel stürmen" oder der Band "Zwischenberichte" über militante Linke in Deutschland und Italien stehen doch eher vereinzelt den Massen von Bänden über die BR gegenüber.
Und beim Blättern in der Ausgabe von Carlo Ginzburgs klassischer Aufsatzsammlung "Spurensicherungen" entdeckte ich, dass sich der Wagenbach Verlag erdreistete, das grandiose Interview von Adriano Sofri mit seinem langjährigen Freund Carlo Ginzburg in der Neuauflage einfach weg zu lassen.
Dabei ist dieses Interview hoch interessant gewesen gerade falls man nach dem Lesen von Ginzburgs Nachwort zu Sofris "Der Nagel und der Knoten" Lust bekommen hatte, mehr über das Verhältnis der beiden zu erfahren.
Ach ja, der eigentliche Anlass für diese Abschweifereien meinerseits ist, dass ich beim hängenbleiben im Netz auf das pdf mit dem Interview Band mit Renato Curcios gestossen bin: Renato Curcio - Mit offenem Blick
orcival
15. Mai 2007
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Diesmal ging es nicht um Hitlers Fusswärmer, diesmal stand das ganze Leiden der Deutschen auf der Tagesordnung. Denn - man ahnte es ja schon immer - der Deutsche litt nicht erst in Dresden, schon in Stalingrad wusste er nicht recht, wie ihm geschah.
Weshalb wurde er beschossen?
In der dauerverblödenden Jammerdoku (man sollte da wohl mal ein feststehendes Genre draus machen...) dürfen sich also deutsche Soldaten beklagen, dass sie ach so inhuman behandelt worden wären. Wie es Menschen, die massenmordend durch Russland gezogen sind, wagen können auch nur daran zu denken, etwas als inhuman zu bezeichnen ohne ihre Taten zu thematisieren will mir ja schon nicht einleuchten. Dass so etwas dann auch noch unkommentiert im Film verbreitet werden darf, ist zwar nicht neu und auch nicht überraschend, aber immer wieder erschütternd.
Vollends die Kinnladen klappten mir dann bei der Unverblümtheit runter, mit der die Erfüllungsgehilfen des Herren Knopp russische Kriegsgefangenenlager in Bildern darstellten, die klar an KZs erinnerten (und das wohl auch sollten).
Man mag bisweilen versucht sein, über die Geschichtspornos von Knopp und Konsorten einfach nur den Kopf zu schütteln, aber das führt wohl nur dazu, dem nicht genügend entgegen zu setzen...
orcival
4. Januar 2007
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Während ich nun aber mit nicht einmal mehr gemischten Gefühlen dem neusten potentiellen Preisabwurfskandidaten entgegen sehe, wundere ich mich doch über zwei Dinge:
Erstens, dass es offenbar neuerdings üblich ist, das Dritte Reich, bzw jene Fiktion des Dritten Reiches, die einem zur PrimeTime so aufgetischt wird, in Farbe zu bebildern. Und kurz vorm Umschalten stellt sich mir dann die Frage weshalb? Suggeriert das anderes als Schwarz-Weiss? Werden die Hauptschlächter dadurch endlich in der (Bruno-)Ganzheit ihrer Persönlichkeit thematisiert. Hat sich etwa gar mit nur knapp 30 Jahren Verspätung die Feststellung rumgesprochen, dass jene Aliens, die ganz Deutschland damals zum Morden zwangen, gar keine röhrenden Elche waren, sondern karrieregeile, antisemitische Technokraten.
Zweitens: warum eigentlich gibt sich nun auch noch Götz Aly für solcherlei her?
War da nicht mal der Anspruch einer gewissen kritischen Geschichtswissenschaft...
orcival
31. Oktober 2006
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